Zwischen Rapperswil und Alaska
Es braucht nicht viel, und das Selbstverständliche wird poetisch. Rapperswil beispielsweise ist ein ganz normales Städtchen am Zürichsee. Bei Gerold Späth aber wird es zum Schauplatz eines Romans, zur Bühne für sein Welttheater, das sich hier an einem langen Tag abspielt – und zwar unter dem Namen «Barbarswila» (so nennt er Rapperswil liebevoll und spöttig zugleich). Späth jüngster Erzählband hingegen, «Alyeska», nimmt den Leser mit nach Venedig, Mexiko und eben Alaska. Das hier «Alyeska» heisst, so wie in der Sprache der Ureinwohner Alaskas, der Aleuten.
Ein grosser Hörspielautor ...
Gerold Späth hat auch das Hörspiel in der Schweiz entscheidend mitgeprägt. Ein herrausragendes Beispiel ist sein Stück «Walser Seelig Koch». Anna Koch steht 1849 im Appenzellerland vor Gericht – wegen Mord. Erzählt wird eine tragische Dreiecksgeschichte (die zum Mord führte), aber auch ein Justizdrama, denn hier wurde das letzte Todesurteil im Appenzell gesprochen und vollstreckt. Und auch die Rahmenhandlung hat einen besonderen Dreh: Denn es ist kein Geringerer als der Dichter Robert Walser, der hier auf einem Spaziergang mit Carl Seelig die Geschichte der Anna Koch nacherzählt und noch einmal zum Leben erweckt.
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... und erst noch unterhaltsam!
Gerold Späth hat sich aber nicht nur mit ernsten Themen hervorgetan, sondern auch mit Humor. So bei mehreren Schreckmümpfelis wie «Liebhaber Nummer X».
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Oder eben auch der kleinen, feinen Spitze gegen den Literaturzirkus mit dem schönen Titel «Ein Nobelpreis wird angekündigt». Hier bekommt ein Verlagsleiter endlich den sehnlichst erwarteten Anruf aus Stockholm: Einer seiner Autoren wird mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Oder etwa nicht ... ?
Wir würden sagen: Nobelpreis hin oder her, Hauptsache ist, die Literatur erzählt uns etwas, berührt uns, bringt uns zum Nachdenken. Und das macht Gerold Späth, mit seinen Büchern und Hörspielen, auch mit 80 Jahren noch. Danke dafür und herzlichen Glückwunsch!