Im neuesten SRF-Radiokrimi treffen zwei Generationen von Spitzeln aufeinander: Auf der einen Seite Polizist Fränkie, der Anfang der 90er die alternative Zürcher Wohlgroth-Szene ausspionierte. Auf der anderen Seite Alex, eine Art Spitzel 2.0, der linke NGOs infiltriert – und zwar für eine private Sicherheitsfirma. Die Privatisierung hat also auch die Spitzelszene im 21. Jahrhundert erreicht. Die Zeiten mögen sich geändert haben, aber beide Spitzel scheitern am selben: Der Liebe.
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Bild 1 von 4. Urs Jucker ist Frank Stutz: ein Polizist, der Anfang der 1990er Jahre als «Fränk Meister» undercover in der Zürcher Hausbesetzer-Szene aktiv war: «Nachdem i ufgfloge bin wäge dir, isch fertig gsii mit undercover. Me hät mi zu de Verchehrspolizei versetzt. Sit 25 Jahr hock i deet im ene Büro.». Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Delia Mayer ist Dorothea Germann: damals Frank Stutz' Geliebte. Bis sie ihn als Spitzel entlarvte. Jetzt, 30 Jahre später, konfrontiert sie ihn mit der gemeinsamen Vergangenheit. Was hat sie damit im Sinn? «Ich ha mer mis Läbe au andersch vorgschtellt. Ich bi würkli uf dich gschtande. Aso, uf de Fränk Meischter. Uf dä, wos gar nöd ggää hät.». Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Anja Schärer ist Vera, die Tochter von Dorothea Germann: Politisch aktiv. Sie hat sich mit einem «Alex» eingelassen. Alex ist der Vater ihres Kindes, aber auf einmal spurlos verschwunden. «Falschi Identität, politisches Engagement, plötzlichs Abtauche, das isch typisch für en Spitzel.» . Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Aaron Hitz ist «Alex», oder «Leandro», der Spitzel auf der Flucht. «Das isch ja grad de Reiz. Es isch es Spiel. Ich ha d Lüüt chönne tüüsche. Aber was das macht mit mir, das hät mi irgendwänn afange stresse. Wer bin überhaupt ICH?» . Bildquelle: Hitz.
Der Reiz der falschen Identität
Es ist ein ganz besonderer Kick: sich unter falscher Identität in die geschlossenen Zirkel des politischen Widerstands einzuschleichen. Dafür muss jemand perfekt die passende Rolle spielen, gern über dem Abgrund tanzen - und vor allem keine Skrupel haben, die Geheimnisse seiner neuen Freundinnen und Freunde zu verraten. Spitzel sind professionelle Verräter. Dies vor allem interessiert den Zürcher Autoren Stephan Pörtner am Thema.
Wahre Spitzel-Schicksale
Inspiration dazu bot ihm zum Beispiel die Geschichte von Willy Schaffner, Spitzel während der 80er Unruhen in Zürich. 5 Jahre lang mischte Schaffner sich unter die Bewegten, bis er in der WOZ enttarnt wurde. Sein Doppelleben, aber auch die anschliessende Hexenjagd auf ihn hat er bis heute nicht ganz verdaut, wie ein DOK-Film aus dem letzten Jahr zeigt.
Eine andere, aktuellere Inspiration für Autor Pörtner war der sogenannte «Spy Cop Scandal». Da findet eine Frau den Pass ihres Liebhabers – und darin steht ein Name, den sie noch nie gehört hat. Der zugehörige Podcast von «The Guardian» ist in England ein Hit geworden. Und die selbe Situation nutzt nun Autor Pörtner, um einen Krimi über jene zu schreiben, die sich selbst verleugnen. Die alles tun, um anderen nahe zu kommen. Zu nahe. Für die anderen, und für sie selbst.