SRF: Die Frage liegt auf der Hand: Gibt es Ausserirdische, Nils Althaus?
Nils Althaus: Ich habe keine Ahnung. Für die Fiktion sind sie aber ein schönes Vehikel. In «Cibelius» stehen sie für den unparteiischen Blick von aussen («The point of view of the universe», wie es der Philosoph Henry Sidgwick ausgedrückt hat). Und sie zwingen uns, gewissen Fragen in die Augen zu sehen. Z.B. welche Perspektive ist menschlicher? Ihre oder unsere?
Und wie viel «Cibelius» steckt in Nils Althaus?
Ich bin sicher wissenschaftsnaher als die meisten Kabarettist:innen und mag die nüchterne Analyse. Aber vermutlich steckt in mir noch mehr «Leo» als «Cibelius». Die Teenagerin liebt es, unbequeme Fragen zu stellen und ist tief im Inneren verzweifelt darüber, wieviel Leid wir auf unserem Planeten schulterzuckend in Kauf nehmen. Das ist etwas, was mich antreibt – nur fluchen tue ich etwas weniger als sie.
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Wen gab es zuerst, den Naturwissenschaftler oder den Kabarettisten Nils Althaus?
Die zwei sind ineinander verwachsen – manchmal kommt der eine mehr zum Vorschein, dann muss er wieder dem anderen Platz lassen. Ich habe schon während des Studiums Lieder geschrieben und die ersten Auftritte gehabt und ich denke, die beiden Seiten werde ich auch nicht mehr los. Ich bin halb Nerd, halb Narr.
Was führte Nils Althaus zum Biochemie-Studium?
Die Biochemie war für mich damals ein bisschen wie eine Geheimsprache. Sie hatte etwas Magisches und ich dachte mir, wenn ich diese Sprache verstehe, dann verstehe ich, wie das Leben funktioniert. Das war leider etwas idealistisch, aber ich habe heute noch eine grosse Liebe zu diesen dicken schweren Biochemiebüchern voller kryptischer Abbildungen und chemischer Formeln. Irgendwie fühlen sie sich wie Schätze an, die darauf warten, gehoben zu werden.
Welche Parallelen zwischen Biochemie und Kabarett gibt es?
Die Recherche, die Genauigkeit vielleicht, aber ich sehe auch viele Gegensätze. Die Naturwissenschaft versucht, neue Wahrheiten zu finden, und wird dabei in der Tendenz immer komplizierter. Das Kabarett versucht eher, bekannte Wahrheiten neu zu kombinieren, spitzt zu und lässt dabei viele Facetten weg. Aber wenn man die beiden Genres kombiniert, kann etwas Neues, Unerwartetes entstehen, z.B. eine Nummer über Spreitenbach, die Wahrheit und deren ästhetische Verwandtschaft.
Wieso ist aus «Cibelius» ausgerechnet ein Hörspiel geworden (und kein Buch oder Film)?
Ich bin ein Wortmensch und liebe gute Dialoge. Die Welt von Cibelius ist eine Welt voller Wortwitz und philosophischer Gedankengänge. Wenn man da noch Bilder drübergelegt hätte, wäre der Zauber dieser Welt womöglich verflogen. Ausserdem kann man im Hörspiel mit ein paar Tonfetzen Dinge behaupten, die im Film Millionen kosten (z.B. ein Raumschiff in Konolfingen landen zu lassen). Ich hätte mich weniger an den besten Ideen orientieren können und hätte viel mehr auf die finanzielle und technische Machbarkeit schielen müssen.
Dienten andere Hörspiele oder Podcast als Inspiration für «Cibelius»?
Ich kann natürlich «The hitchhiker’s guide to the galaxy» nicht unerwähnt lassen (Anmerkung der Red.: Das Hörspiel ist zurzeit nicht verfügbar im Internet). Das Hörspiel war eine der Inspirationen für «Cibelius» und vor allem die erste Staffel finde ich unglaublich gut gelungen. Ich mag auch die lebendigen Collagen von Michael Stauffer (z.B. «Die dritte Arbeitskraft, mein Geld») oder «The Habitat», ein Doku-Podcast über Menschen, die für die Nasa irgendwo auf einem Vulkan in Hawaii eine einjährige Mars-Expedition simulieren.