Auf die Pensionierung erhielt ein Ehepaar aus dem Kanton Zürich vom Krankenversicherer Helsana einen Brief: «Da Sie eine Hospital Plus Spitalversicherung abgeschlossen haben, profitieren Sie ab dem 1. Januar 2023 automatisch von zusätzlichen Leistungen, die Ihnen die Langzeitpflegeversicherung Cura bietet.» Diese zusätzliche Versicherung kostet rund 50 Franken pro Monat. Wer sie nicht will, muss einen Talon einsenden.
So geht es nicht, findet der Ehemann: «Mich stört, dass ich etwas, das ich nicht will, absagen müsste. Ich hätte erwartet, wenn sie mir etwas offerieren, dass ich dann zusagen muss.» Verärgert sandte er den Talon mit der Absage nicht zurück. Und prompt war die Langzeitversicherung auf der neuen Police.
Helsana: «Vorgehen ist rechtskonform.»
So geht es seit Jahren zahlreichen Zusatzversicherten der Helsana. «Espresso» und «Kassensturz» haben wiederholt über diesen Kundenärger berichtet. Betroffen sind Leute, die bei der Helsana bereits eine Spitalzusatzversicherung haben.
Entscheidet sich eine Kundin oder ein Kunde erst kurz vor dem Pensionsalter für eine Pflegeversicherung, ist es oft zu spät
Dass bei der Pensionierung automatisch die Langzeitpflegeversicherung Cura dazukommt, stehe in den Versicherungsbedingungen, sagt Helsana-Sprecher Urs Kilchenmann: «Dieses Vorgehen ist rechtskonform und mit der Finma abgestimmt.» Die Finanzmarktaufsicht ist für die Zusatzversicherungen zuständig.
Wer den Talon nicht einsendet, hat Cura also automatisch auf der neuen Police. In den Augen der Helsana ist dieser Automatismus eine gute Sache. «Entscheidet sich eine Kundin oder ein Kunde erst kurz vor dem Pensionsalter für eine Pflegeversicherung, ist es oft zu spät, da die Person die Gesundheitsprüfung nicht mehr besteht», sagt Urs Kilchenmann. Bei der Cura sei die prüfungslose Aufnahme zugesichert.
Helsana garantiert unkomplizierte Kündigung
Dennoch: Was machen Zusatzversicherte, welche die Langzeitversicherung auf der Police entdecken und doch nicht wollen? Dann könne man bis zum 31. Januar immer noch zurücktreten, sagt der Helsana-Sprecher: «Niederschwellig und unkompliziert mit einem Anruf.» Beim «Espresso»-Hörer hat dies allerdings nicht so unkompliziert funktioniert. Das sei ein Fehler gewesen, sagt die Helsana. Der Kundendienst sei deshalb nochmals sensibilisiert worden.
Automatismus ist ein Auslaufmodell
Solchen Ärger und Probleme wird es künftig immer weniger geben. Das Modell mit der automatischen Pflegeversicherung ist nämlich ein Auslaufmodell. «Wer bei der Helsana nach dem 1. Januar 2016 eine Spitalversicherung abgeschlossen hat, hat mit dem Eintritt ins AHV-Alter kein Anrecht mehr auf eine Pflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung.» Für ältere Verträge bleibe der Automatismus aber bestehen.