Anna B. (Name geändert) ist schockiert. «Mir wird’s übel. Ich fühle mich betrogen. Nie im Leben würde ich Pferdefleisch essen!» sagt sie. Soeben hat die Konsumentin erfahren, dass sie Pferdefleisch gekauft und gegessen hat.
Was ist passiert? Die «Kassensturz»-Zuschauerin kauft seit Jahren regelmässig Fleisch in der Metzgerei Weiss in Hausen am Albis ein. Auch das marinierte Grillfleisch.
Analyse mittels DNA-Test
«Ich habe sehr gerne Rindfleisch, doch dieses Fleisch ist im Geschmack etwas anders», sagt die Konsumentin. Sie bittet deshalb Kassensturz das Fleisch zu analysieren.
Ein schwerwiegender Verdacht: Die Metzgerei verkauft ihren Kunden Pferdefleisch als Rinderfleisch. «Kassensturz»-Reporter kaufen daraufhin bei der Metzgerei Weiss Fleisch ein.
An verschiedenen Tagen, mehrmals im Zeitraum von zwei Monaten. Jedes Mal marinierte Rindshuft-Spiessli und Pfeffer-Steaks. Der Metzger deklariert sie alle als Rind. Die Fleischproben lässt «Kassensturz» im spezialisierten Labor Boilytix in Witterswil im Kanton Solothurn analysieren.
100 Prozent Pferd statt Rind
Mittels DNA-Test stellt das Labor exakt fest, von welchem Tier das Fleisch stammt. Fehler sind ausgeschlossen. Die Resultate sind erschreckend: «In jedem Fall erhielten wir als Ergebnis Pferdefleisch. Und zwar zu 100 Prozent», sagt CEO und Laborleiter Adrian Härri von Biolytix.
Die Laborresultate sind also eindeutig: Die Metzgerei Weiss täuscht ihre Kunden. Kassensturz konfrontiert die Metzgerei mit den Ergebnissen.
Metzger Hansheiri Weiss schiebt die Schuld auf einen Mitarbeiter. Dieser arbeite erst seit Anfang Jahr in seinem Betrieb. «Wenn nicht genügend Rindfleisch vorhanden war, so hat dieser Mitarbeiter fürs marinierte Fleisch Pferd gebraucht», schreibt Metzger Weiss.
Doch das Labor fand gar keine Spuren von Rind. «Wir fanden nicht einmal Verunreinigungen! Wenn der Mitarbeiter vorher auf dem Schneidebrett Rindfleisch bearbeitet hätte, so hätten dies unsere Messgeräte angezeigt», sagt Adrian Härri von Biolytix.
Pferd statt Rind: Lukratives Geschäft
Pferdefleisch ist wesentlich günstiger als Rindfleisch. Für ein Kilo ausländische Pferdehuft bezahlt ein Metzger im Einkauf rund 10 Franken. Schweizer Rindshuft hingegen kostet den Metzger im Ankauf mehr als das Doppelte. Die Metzgerei Weiss behauptet: Man habe keine Pferdehuft im Angebot, sondern nur Pferdefilet. Das würde mehr kosten.
Die Metzgerei Weiss liefert das marinierte Pferdefleisch auch den Denner im benachbarten Kappel am Albis. Denner reagiert umgehend und schreibt Kassensturz: «Wir haben das Fleisch, sofort aus den Regalen entfernt, als wir diese Nachricht erhielten.» Sämtliches Fleisch sei aus den Regalen entfernt worden.
Billiger Pangasius statt Zander
Die Metzgerei Weiss in Hausen am Albis verkauft auch Fisch. Zum Beispiel Lachs-Zander-Rollen. Kassensturz lässt auch diese mittels DNA-Test im Labor analysieren. Und auch hier deklariert der Betrieb falsch. Der weisse Fisch ist nicht Zander, sondern billiger Pangasius. Das bestätigt das Labor eindeutig.
Die Metzgerei Weiss schreibt dazu «Kassensturz»: Die Metzgerei habe anfangs die Lachs-Zander-Rollen selber hergestellt. Später habe man das Produkt zugekauft. «Leider haben wir die Deklaration nicht geändert, was ein Fehler ist. Diese Fehlinformation haben wir jetzt ebenfalls beseitigt.»
Das ist absolut nicht tolerierbar
«Für mich ist das unverständlich. Er musste damit rechnen, dass irgendjemand dies fest stellt», sagt der Zürcher Kantons-Chemiker Rolf Etter, als «Kassensturz» ihm die Laborresultate zeigt. Rolf Etter handelt sofort. Er schickt einen Lebensmittelkontrolleur in die Metzgerei Weiss, der selber Proben nimmt.