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Fisch aus Schweizer Zucht: Schwimmen gegen den Strom
Aus Kassensturz vom 20.09.2016.
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Umwelt und Verkehr Lachs aus den Bündner Bergen: Erste Schweizer Zucht im Bau

95 Prozent der bei uns verspeisten Fische kommen aus dem Ausland. Es entstehen aber immer mehr Fischzuchten in der Schweiz. Dafür sorgen innovative Zucht-Projekte im grossen und kleinen Massstab. Zum Beispiel die erste Lachszucht der Schweiz im Misox.

Für Schweizer Verhältnisse ist es ein grosser Fisch in der Branche: Die Swiss Alpine Fish AG in Lostallo im bündnerischen Misox. Noch ist die Anlage nicht ganz fertig. Doch die imposanten, ringförmigen Beton-Becken lassen erahnen, dass hier mit der grossen Kelle angerührt wird: 600 Tonnen Lachs will sie jährlich produzieren. Rund 40 Prozent so viel, wie alle bestehenden Schweizer Fischzuchten zusammen.

Premiere: Erste Lachszucht der Schweiz

Die Firma wird als erste atlantischen Lachs züchten. Der beliebteste Fisch in der Schweiz, der bislang ausschliesslich importiert wird. Der Misoxer Lachs soll im Vergleich mit importiertem Lachs eine nachhaltigere Zucht sein, sagt Verwaltungsrat Ronald Herculeijns: «Wir haben sehr kurze Distributionswege und wir setzen keine Antibiotika oder andere Medikamente für die Lachszucht ein. Ausserdem bereiten wir das Wasser auf und rezyklieren es.»

Möglich macht dies eine hochmoderne Kreislauf-Anlage. Das Wasser wird in mehreren Stufen und in Biofiltern vom Fischkot und Futterresten gereinigt. «Würden wir Antibiotika einsetzen, würden wir diese Bio-Filter zerstören», so Herculeijns.

Indoor-Anlage mit künstlicher Strömung

Um die Fische von Krankheitserregern zu schützen, muss die Anlage allerdings geschlossen sein. Das heisst, die Fische schwimmen unter Kunstlicht. Dafür könne man optimale Wasserbedingungen garantieren: «In den Becken gibt es eine permanente Strömung. Lachse sind Wanderfische und lieben, es gegen den Strom zu Schwimmen. Zudem können wir den Sauerstoff-Gehalt des Wassers genau regulieren. Im Gegensatz zu Netzgehegen im Meer».

Nachhaltiger als Import-Lachs

Fridolin Tschudi, Experte für Ökotechnologie und Aquakultur an der ZHAW, kennt und begleitet das Projekt. Für ihn ist klar: Lachs der so produziert wird, sei nachhaltiger als Zuchtlachs aus Netzgehegen im Meer.

Nicht nur wegen der kürzeren Transportwege: «Einerseits gehen in Netzgehegen alle Kot- und Futterreste direkt ins Meer. Hier wird das alles aufbereitet und gereinigt, es gibt praktisch keine Emissionen aus dieser Anlage. Zweitens brauchen die Fische aufgrund der optimalen Wasserqualität weniger Futter». Was wiederum den Einsatz von Fischmehl senkt und die Wildbestände im Meer schont.

Fischzucht mit Warmwasser aus dem Neat-Tunnel

Audio
18.09.14: Fische und Krustentiere züchten mit Gotthard-Tunnelwasser
03:24 min
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Die Lachszucht im Misox ist nur eines von mehreren geplanten Projekten. In Erstfeld im Kanton Uri ist eine ähnlich grosse Kreislauf-Anlage geplant, welche Warm-Wasser aus dem Gotthard-Basistunnel nutzen will.

Damit wollen die Betreiber Schalentiere und einheimische Fische züchten. Auch diese Anlage plant eine Jahresproduktion von 600 Tonnen. Zusammen mit Lostallo würde die heutige Schweizer Zuchtfisch-Menge also fast verdoppelt.

Fischzucht-Anlagen auf dem Bauernhof

Es entstehen aber auch viele kleinere Fischzucht-Anlagen. So haben schon einige Schweizer Bauern von der Rinder- oder Schweinemast auf Fischzucht umgesattelt oder betreiben Fischzucht im Nebenerwerb. («Espresso-Beitrag» vom 20.09.16).

Für Ökotechnolgie-Experte Fridolin Tschudi ein durchaus sinnvoller und nachhaltiger Trend: «Der Fischkonsum in der Schweiz steigt und wir haben immer noch einen extrem kleinen Selbstversorgungsgrad. Es ist sinnvoll, mehr Fisch in der Schweiz zu produzieren und dafür einen nachhaltigen Weg zu wählen. Und das müssen Kreislaufanlagen sein.»

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