In Uster haben sich an einem Novembermorgen gut zwei Dutzend Seniorinnen und Senioren eingefunden. Sie sind alle in einer ähnlichen Situation: Sie sind ihr Leben lang Auto gefahren.
Nun aber setzen sie sich nicht mehr hinters Steuer, aus medizinischen Gründen, oder weil es ihnen im Strassenverkehr zu gefährlich geworden ist. Aber sie wollen trotzdem mobil bleiben. Da sind Zug, Bus und Tram die einzige Möglichkeit.
Im Kurs «Mobil sein & bleiben», den der Zürcher Verkehrsverbund ZVV zusammen mit der Fachstelle Alter der Stadt Uster anbietet, lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Beispiel, wie sie sich im Tarif- und Zonendschungel der Verkehrsbetriebe zurechtfinden. Oder, wie sie mit einem Rollator sicher den Bus besteigen, und welchen Knopf sie drücken müssen, damit der Chauffeur die Türe für sie offen hält. Aber am meisten interessieren sich die Kursteilnehmer für die Billett-Automaten.
Der verflixte Touchscreen
«Ich habe viele Bekannte, die nie ein Billett am Automaten lösen, weil sie es schlicht nicht können», sagt zum Beispiel die 94-jährige Huldi Häusermann, die nächstes Jahr das Auto abgeben will. Ihr Sitznachbar Hans Inhelder ergänzt: «Wir sind nicht so computergewandt, das ist etwas Neues für uns.»
Im vierstündigen Kurs können die Teilnehmenden auch selbst am Automaten stehen und unter Anleitung probieren, ein Ticket zu lösen. Das ist für viele der Senioren nicht ganz einfach.
So kommt zum Beispiel die 79-jährige Margrit Reifler mit dem modernen Touchscreen nicht richtig zurecht: «Wenn man sich das nicht gewohnt ist, ist es sehr schwierig». Es gelingt ihr nur mit viel Unterstützung einer ZVV-Angestellten, ein Retourbillett nach Waldshut zu lösen. Reiflers Fazit nach dem Kursmorgen: «Ich gehe doch lieber an den Schalter.»
Grosse Nachfrage
Seit 2002 bietet die Firma «Rundum Mobil» von Andrea de Meuron solche Mobilitätskurse für Senioren an. «Der Billettautomat war von Anfang an das grosse Problem», sagt de Meuron. Daran habe sich bis heute nichts geändert.
Das erklärt die grosse Nachfrage für die Kurse: Jedes Jahr besuchen rund 2000 Seniorinnen und Senioren die Mobilitätskurse, die mittlerweile in 22 Kantonen durchgeführt werden.