Der «Kassensturz»-Vergleich zeigt, dass Konsumenten gut gewappnet sein müssen, um einen fairen Preis zu erhalten. Denn gewisse Händler zögern nicht, für eine wertvolle Uhr mickrige Angebote zu machen. Ausser Rang und Traktanden fällt Enzo Schmuck aus Basel, der für die gebrauchte Uhr auch auf Nachfrage nur 30 Franken bezahlen will.
Von 30 Franken bis 8000
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Deutlich mehr bietet die Schmuckbörse Luzern. Uhren seien nicht das Haupt-Metier und man kaufe nur Golduhren, heisst es zunächst. Dann macht der Händler doch einen Preis: dürftige 1000 Franken. Nach dem Angebot folgt ehrlicherweise der Hinweis, dass andere Händler in der Stadt mehr bieten würden. Der Luzerner Juwelier W. Schöni bietet 1500 Franken. Die Revisionskosten seien hoch, heisst es beim Angebot. Gleich wenig bietet Aurum Dedem in Basel
Mit Abstand das beste Angebot macht mit 8000 Franken der Juwelier Beyer an der Bahnhofstrasse, einer der wenigen Uhrenläden, der noch Uhren ankauft. Die Uhr sei gesucht, begründet Beyer-Verkaufsleiter Markus Baumgartner den Preis: «Wir haben schon drei Stück von dieser Uhr verkauft. Und das gibt uns natürlich auch den entsprechenden Preisrahmen.» Daneben konsultiert Beyer, wie andere Händler auch Auktionspreise, um den Preis einer Uhr einzuschätzen.
Hohe Margen für die Händler
Service:
Allenfalls lohnt es sich für den Verkauf einer wertvollen Uhr eine kurze Reise zu machen. Das Preisniveau ist im «Kassensturz»-Vergleich in Zürich am höchsten. Das zeigt auch das zweitbeste Angebot vom Uhrenatelier am Rindermarkt: 5800 Franken. Mit Terrence Howells aus Basel (5500 Franken) bietet noch ein dritter Händler einen Preis von über 5000 Franken.
Auffällig: Die Marge vieler Händler ist hoch. Der Basler Händler W&W Antiqua zum Beispiel bezahlt für die Uhr 4000 Franken, würde sie aber 9800 Franken ins Schaufenster legen. Noch höher ist die Marge beim Zürcher Händler Greenwich Mt: Ankaufspreis 5000 Franken, anvisierte Verkaufspreis 12'500 Franken. Beide Händler haben eine Marge von deutlich über 50 Prozent.
Garantie nach Revision
Das relativiere sich, wenn man die Revisionskosten von bis zu 2000 Franken in Betracht ziehe, entgegnen beide Händler. Dazu kämen hohe Standortkosten an attraktiven Lagen in Basel, resp. Zürich. Neben den üblichen Kosten wie etwa die Mehrwertsteuer brauche man zudem noch Spielraum für Preis-Verhandlungen. Selten gehe eine Uhr zum angeschriebenen Preis über den Ladentisch. Greenwich hofft aber auch nach allen Abzügen noch auf stolze 30 Prozent Marge.
Die Revisionskosten fallen für alle Händler gleichermassen ins Gewicht. Keiner traut sich selbst an die Reparatur der Uhr. Einerseits wegen der komplizierten Einstellung der Funktionen, wie dem ewigen Kalende. Andererseits, weil sie nur mit einer Revision dem Kunden eine neue IWC-Garantie geben können.
Garantie nach Revision
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Mit diesen Argumenten rechtfertigt auch Rent A Box seinen tiefen Preis von 2280 Franken. Die Uhr sei nicht mehr so beliebt. Man habe noch identische Uhren an Lager, heisst es beim grössten Uhren-Ankäufer der Schweiz mit Filialen in Luzern, Olten, Schaffhausen, Aarau, Biel, Baden Thun, St. Gallen und Zürich.
Wichtig für Kunden: Bei Rent A Box müssen Kunden die Uhr mehrere Tage im Laden lassen. In der Filiale wird die Uhr geprüft, fotografiert und elektronisch erfasst. In der Firmenzentrale in Luzern begutachten Experten dann die Steckbriefe aller abgegebenen Uhren und erstellen eine Offerte. In unserem Fall dauerte dies zwei Tage. Alle anderen Händler im Test gaben ihre Angebote nach maximal einer Stunde Bedenkzeit ab, meist sogar sofort.