Die SBB drucken rund 100 Millionen Tickets im Jahr und besorgen auch für viele weitere Schweizer Transportunternehmen den Papiereinkauf. Zusammengerechnet sind das tonnenweise Papier. Trotz dieser riesigen Menge verzichten die SBB auf den Einsatz von ökologischem Papier.
Das SBB-Billett-Papier stammt aus ausländischer Produktion. Mitsubishi Paper produziert das sogenannte Thermodirektpapier im norddeutschen Flensburg. Das Papier stammt aus Frischfasern, also nicht aus Recycling-Papier. Solches eignet sich laut Angaben der SBB nicht für den Druck in den Billettautomaten.
SBB-Sprecher Christin Ginsig: «Recyclingpapier ist zu wenig konstant in der Qualität.» Recherchen von «Espresso» zeigen, das neue Billettpapier entspricht auch nicht konsequent dem FSC-Standard. Dieser garantiert einen nachhaltigen Holzabbau unter anderem für die Produktion von Frischfaserpapier.
Ein bisschen FSC
Die SBB betonen, das Rohprodukt für die neuen Tickets sei sehr wohl FSC-zertifiziert. Das Papier werde aber anschliessend von verschiedenen Firmen weiterverarbeitet.
Da nicht alle dieser Unternehmen FSC zertifiziert seien, dürfe auf dem Zugbillett das FSC-Logo nicht aufgedruckt werden. Tatsächlich: Ein Papier kann erst dann als «FSC-zertifiziert» bezeichnet werden, wenn alle involvierten Akteure in der Herstellungskette zertifiziert sind.
Die SBB hätten als grosser Auftraggeber eine FSC-Zertifizierung einfordern müssen, kritisiert der WWF. «Schade, wir sehen dies eindeutig als verpasste Chance», bedauert WWF-Sprecher Fredi Lüthin. Zumal die Deutsche Bahn ihren Kunden offenbar FSC-zertifizierte Tickets verkaufe. (Siehe Bild)
Beschichtet, aber phenolfrei
Das neue Thermodirektpapier ist gemäss Angaben der SBB nicht mit Bisphenol A beschichtet. Diese hormonaktive Substanz kann gesundheitliche Schäden verursachen. «Espresso» hat in der Vergangenheit auf die Problematik von Bisphenol in Tickets, Kassenzetteln usw. aufmerksam gemacht.