Eine Vielzahl von Fischarten besitzt mit Drüsengewebe bewehrte Stacheln, die der Verteidigung dienen. Einige wenige Arten leben im Süsswasser (Welsarten, Süsswasserrochen), der weitaus grösste Teil jedoch lebt im Meer. Die medizinisch wichtigsten Arten gehören zu den Skorpionsfischen, den Petermännchen und den Stachelrochen. Bei den meisten handelt es sich um bodenbewohnende Arten der Küstenregionen.
Generell sind Stiche durch Fische sehr schmerzhaft. Den wohl am weitesten entwickelten Giftapparat tragen die Steinfische. Wie die meisten Arten in der Verwandtschaft der Skorpionsfische (Steinfische, Feuerfische, Drachenköpfe und Verwandte) haben sie in der Rückenflosse 11-17, in den Bauchflossen je einen und in der Afterflosse drei Giftstacheln. An diesen Stacheln sitzen im unteren Drittel links und rechts je eine kräftige Giftdrüse. Tritt jemand auf einen Steinfisch, durchstossen die Rückenstacheln die Fusssohle und so werden die Giftdrüsen ausgequetscht. Steinfische sind auf dem Meeresgrund kaum sichtbar, weil ihre Körperform einem Stein gleicht. Wenn sie im seichten Wasser unbeweglich auf Beute lauern, kann man leicht auf sie treten. Sie gelten als die giftigsten Fische der Welt und Todesfälle beim Menschen innerhalb weniger Minuten sind beschrieben. Die gefährlichsten Symptome sind unvorstellbarer Schmerz, Schock und Atemlähmung. An der Stichstelle kann es zu massiven Gewebeschäden und Nervenstörungen kommen. Andere Fische in der Verwandtschaft haben wie die Steinfisch längs gefurchte Giftstacheln in derselben Anordnung, jedoch keine eigentlichen Giftdrüsen, sondern nur mit Drüsengewebe gefüllte Furchen. Dadurch werden bei einem Stich deutlich kleinere Giftmengen appliziert und die Symptome können zwar auch schwer sein, erreichen jedoch nie die Intensität wie bei den Steinfischen. Bei Feuerfischen sind Lähmungen bekannt, bei Drachenköpfen und verwandten Arten starke Schmerzen und Gewebeschäden an der Stichstelle.
Petermännchen graben sich im Sand ein, wo man im flachen Wasser leicht auf sie tritt. Grosse Exemplare können auch Taucher, die nahe vorbei schwimmen angreifen. Petermännchen haben auf dem Rücken 5 und auf den Kiemedeckeln je einen Giftstachel. Ihr Gift verursacht starke Schmerzen und Gewebeschäden.
Stechrochen tragen einen oder mehrere Giftstacheln am Schwanz und setzen sie mit einem Schlag über den Kopf ein, ähnlich wie Skorpione. Die Giftstacheln sind flach, an den Schneiden gezackt und von einer gifthaltigen Drüsenhaut überzogen, die beim Einstich zerreisst und Gift frei setzt. Die langen Stacheln von Stechrochen können auch gefährliche Verletzungen innerer Organen verursachen.
Vorbeugende Massnahmen gegen Stiche giftiger Fische
- Waten vermeiden. Im flachen Wasser so weit möglich schwimmen, nicht waten. Vorsicht beim Abspringen von Booten ins seichte Wasser.
- Schuhe tragen. Beim Waten im seichten wasserfeste Schuhe mit fester Sohle tragen.
- Schnorcheln statt schwimmen – mit der Tauchmaske sieht man wohin man greift und tritt.
- Nichts Unbekanntes anfassen. V.a. keine giftigen oder unbekannten Fische anfassen
- Giftige Fische im Netz und an der Angel sind gefährlich.
- Auch tote Fische stechen. An giftigen Fischen kann man sich auch auf dem Fischmarkt oder in der Küche verletzen.
Erste Hilfe bei Stichen durch giftige Fische
- Retten. Verletzte Person so schnell als möglich an Land bringen. Trotz starker Schmerzen soll Panik vermieden werden (Ertrinkungsgefahr!)
- Heisses Wasser: Betroffene Gliedmasse in gerade noch erträgliches, heisses Wasser tauchen oder heisse Kompressen auf die Stichstelle legen (Badetuch, in heisses Wasser eingetaucht oder nasses Badetuch auf heissem Dieselmotor eines Bootes aufheizen). Diese Behandlung mindestens eine halbe Stunde anwenden. Um Verbrennungen zu vermeiden mit gesunder Gliedmasse die Temperatur überprüfen. So kann ein Teil der nicht hitzestabilen Eiweisse der Fischgifte vor allem in den oberflächlichen Hautgeweben durch Hitze zerstört werden.
- Wunde reinigen, desinfizieren und ruhig stellen.
- Bei Steinfischen: Kompressionsbinde. Betroffene Extremität satt bandagieren (s. Erste Hilfe bei Giftschlangenbissen).
- Transport: Vor allem bei Stichen durch Steinfische soll die betroffene Person so schnell wie möglich ärztliche Behandlung gebracht werden.
Antivenine (Seren)
Gezielte Behandlung mit Seren (Antivenine)
Es gibt Antivenine gegen die Gifte verschiedener Tiere (Schlangen, Spinnen, Skorpione, Quallen, Steinfische). Nähere Informationen zum Thema Antivenine (Seren) s. Seite über Giftschlangen.