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Karies & Co. - Was die Zahnkiller unschädlich macht
Aus Puls vom 07.05.2012.
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Karies & Co - Was den Zähnen am meisten zusetzt

Schweizer Zähnen geht es gut: Über die letzten Jahrzehnte betrachtet haben sie immer weniger Löcher. Trotzdem: Die 40- bis 50-Jährigen von heute haben zehn bis zwölf betroffene Zähne. Wer die Zahnkiller kennt, kann ihre Attacken besser abwehren.

Karies, Säureschäden und mechanischer Abschliff, das sind drei typische «Zahnkiller». Sie haben verschiedene: Ursachen. Ernährungsgewohnheiten und eine ungünstige Zahnpflege leisten den Übeltätern Vorschub. Sie bescheren uns Löcher und andere Schäden, obwohl sich die Zahngesundheit in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten enorm verbessert hat.

«Zahnkiller» Karies: Es muss nicht bis zum Loch kommen

Ursache für Karies ist ein Zusammenwirken von Zahnbelag, Bakterien und Zucker. Zahnbelag (Plaque) entsteht bei ungenügender Zahnreinigung innerhalb weniger Tage. Im Belag siedeln sich Bakterien an. Nun kommt Zucker ins Spiel. Die Bakterien im Zahnbelag verwandeln den Zucker in eine organische Säure. Diese Säure entzieht dem schützenden Zahnschmelz Mineralstoffe, konkret Kalzium-Phosphat-Kristalle, aus denen der Schmelz zu 95 Prozent besteht.

Wichtig dabei: Die Mineralstoffe werden zunächst nur aus dem Schmelzinnern abgezogen. Die Schmelz-Oberfläche bleibt am Anfang intakt. In dieser Phase können sich von Karies befallene Stellen remineralisieren. Mineralstoffe aus dem Speichel füllen die sogenannten «Kreideflecken» oder «White Spots» wieder auf. Bricht jedoch die Schmelzoberfläche ein, entsteht ein Loch, das ohne Gegenmassnahmen in die Tiefe wächst.

Erfolgsgeschichte Karies-Prävention

In den 1960er-Jahren setzten in der Schweiz breit angelegte Präventions-Kampagnen ein. Die Zahnärztegesellschaft veranstaltete z.B. Zahn-Wettbewerbe, und vor allen in Schulen und Kindergärten wurden die Kinder in Zahnhygiene unterrichtet. Auch verbreiteten sich fluoridierte Zahnpasten und fluoridiertes Kochsalz. Fluoride hemmen u.a. die Plaque-Bakterien und fördern die natürliche Remineralisierung.

Die Präventions-Massnahmen führten zu einem sehr deutlichen Karies-Rückgang, wie zwei Beispiele zeigen:

  • 1970 wies ein Schweizer Rekrut im Durchschnitt 16 von Karies geschädigte Zähne auf. 2006 waren es nur noch drei - ein Rückgang von 80 Prozent!
  • 1964 hatten 12-Jährige Zürcher durchschnittlich acht von Karies befallene Zähne. 2009 war nur noch knapp ein Zahn pro Kind von Karies betroffen - ein Rückgang von 90 Prozent!

«Zahnkiller» Abrasion: Schäden durch mechanische Strapazen

  • Abrasion durch grobe Putztechnik: Zu heftiges Zähneputzen mit harten Borsten und eine häufige Verwendung von Zahnpasten, die viele Schmirgelstoffe aufweisen, hinterlassen Schleifspuren am Zahn. Die Zähne werden dadurch anfälliger für Karies. Manche Zahnpasten haben einen RDA-Wert aufgedruckt. Er steht für «relative Dentin-Abrasion» und erhöht sich, je mehr Schmirgelstoffe die Zahnpasta enthält. Für den täglichen Gebrauch sollte eine Zahnpasta 80 RDA nicht übersteigen.
  • Abrasion durch Ernährung: Als Korn noch in Steinmühlen gemahlen wurde, hatten die Menschen oft abgeschliffene Zähne. Vor allem schlecht ausgerichtete Mühlsteine rieben Steinsubstanz mit ins Mehl, welche die Zähne abgeschmirgelte. Heute weisen vor allem «Rohkostler», die viel harte Kost (Körner etc.) essen, Abrasions-Schäden auf, z.B. abgebröckelte Zahnränder.
  • Abrasion durch Knirschen (Bruxismus): Knirschen setzt den Zähnen auch zu, allerdings können die Folgen für die Kiefergelenke noch gravierender sein.

«Zahnkiller» Erosion: Zu viel Säure raubt Zahnsubstanz

Viele Nahrungsmittel enthalten Säuren, die dem Zahnschmelz zusetzen. Sie weichen ihn auf und machen ihn anfälliger für mechanische Einwirkungen (siehe Abrasion). Auch Magensäure greift die Zähne an. Das betrifft vor allem Menschen, die unter saurem Aufstossen (Reflux) oder Essbrechsucht (Bulimie) leiden.

Reparaturmechanismus: Wie beim Anfangsstadium von Karies kann der Speichel auch Säure-Schäden verhindern. Speichel verdünnt und neutralisiert Säuren, sorgt für einen raschen Abtransport und fördert die Remineralisierung des angegriffenen Zahnschmelzes. Problematisch wird es, wenn Zähne zu häufig Säuren ausgesetzt sind.

Die schlimmsten Säure-Zahnkiller

Eine Berner Studie ermittelte 2005 die Schmelz-aufweichende Wirkung von 36 Nahrungsmitteln. Die Nahrungsmittel hatten 20 Minuten Kontakt mit Schmelzproben. Danach wurde festgestellt, wie viel weicher der Schmelz geworden war. Die Einheit dafür ist der «Knoop-Härtegrad» KHN. Spitzenreiter waren:

  • Essig (- 303 KHN)
  • Red Bull (- 232 KHN)
  • Ice Tea (224 KHN)
  • Orangensaft (- 209 KHN).

Starke Säure-Werte ergaben sich auch für frischen Kiwi-Saft (- 164 KHN) und Apfelsaft (- 154 KHN). Diese beiden weichten den Schmelz stärker auf als Coca-Cola (- 76,6 KHN) oder Rotwein (- 71,3 KHN)

Einen positiven KHN-Wert hatte hingegen z.B. Kiwi-Joghurt (+ 15 KHN). Was am Kalzium-Gehalt des Joghurts liegt, der die Kiwisäure ausgleicht.

30 Jahre Zahnmännchen – Was bedeutet zahngesund?

Seit dreissig Jahren wirbt das «Zahnmännchen-Logo» für zahnfreundliche Kaugummis und andere Produkte. Sie enthalten weder zu viele Säuren, noch kariesfördernden Zucker. Das wird in einem Test-Verfahren mit Versuchspersonen ermittelt. In diesem pH-Telemetrietest wird direkt im Mund von Versuchspersonen, die das Produkt konsumieren, der pH-Spiegel des Speichels gemessen. Jedes Produkt, das ein «Zahnmännchen-Logo» trägt, musste dieses Test-Verfahren durchlaufen. Hinter dem Logo steht die Aktion Zahnfreundlich. Sie wurde 1982 gegründet, als gemeinsame Initiative von Schweizer Zahnmedizinern und Vertretern der Süsswaren-Industrie.

Die fünf wichtigsten Tipps für gesunde Zähne

Zähne regelmässig reinigen, damit sich kein Zahnbelag bildet, der zu Karies führt.

  • Reinigung zweimal täglich, morgens und abends
  • Nur wer Säureschäden hat: Nach dem Essen eine halbe Stunde mit dem Putzen warten.
  • Gründliche, aber schonende Zahnreinigung, damit u.a. das Zahnfleisch nicht leidet
  • Zähne nicht dauernd Säuren und Zucker aussetzen, also z.B.: Keine Fruchtsäfte in der Baby-Flasche.

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