Die Dichte an Herzspezialisten im Raum Zürich ist gross, der Wettbewerb intensiv. Das Zürcher Universitätsspital eröffnete letzte Woche ein 88 Millionen Franken teures Herz-Zentrum. Auch die Privatklinikgruppe Hirslanden wirbt mit einer eigenen Herz-Klinik in Zürich um Patienten. In ihrem neuen Hybrid-Operationssaal – dem einzigen in Europa – werden Herzrhythmus-Kranke mit modernster Technik behandelt.
Das Wettrüsten hat begonnen. Ein Beispiel dafür ist die Behandlung von Vorhofflimmern. 100'000 Menschen leiden in der Schweiz an Vorhofflimmern. Sie ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Diese Krankheit behandeln Spezialisten heute medikamentös oder mit hochtechnisierten Eingriffen am Herz. Das Universitätsspital setzt nun als erstes Schweizer Herz-Zentrum eine neue Robotertechnik ein.
Kardiologe setzt auf Robotertechnik
«Amigo» heisst der Roboter, der den Katheter in der linken Vorhofkammer des Herzen kontrolliert. Der Kardiologe sitzt während des Eingriffes im Kontrollraum und steuert die Maschine per Joystick. Auf einer dreidimensionalen Landkarte des Herz-Vorhofes orientiert sich der Operateur und manövriert den Katheter zu den betroffenen Muskelzell-Gruppen. Diese Zellen sind besonders aktiv, lösen zu starke Impulse aus, und sind für das Vorhofflimmern verantwortlich.
Sobald der Kardiologe diese Zellen aufgespürt hat, verödet der Roboter mit bis zu über 50 Grad die Zell-Gruppen. Die Narben, die dabei entstehen, verhindern das Weiterleiten der rhythmusstörenden Impulse. Dabei ist es wichtig, dass möglichst präzise, am richtigen Ort verödet wird. «Dies ist der Vorteil des Roboters. Die Maschine arbeitet ruhiger, genauer und ausdauernder als meine Hand», sagt Kardiologe Thomas Wolber, der am Universitätsspital Zürich solche Roboter-Ablationen durchführt. «Wir erhoffen uns von ‹Amigo›, dass statt drei oder vier solcher Ablationen nur noch eine nötig sein wird.» Ein überzeugender Vorteil für die Patientin oder den Patienten. Denn sie sind während des Herzkatheter-Eingriffes bei Bewusstsein.
Herz-Chirurge propagiert laproskopische Operation
Das seien zu schlechte Erfolgsaussichten für einen einzigen Eingriff, meint Herzchirurg Sacha Salzberg von der Herz-Klinik Hirslanden. Und wirbt gleichzeitig für seine Methode: Früher hätten Chirurgen das Brustbein aufgeschnitten, um am Herzen zu operieren. Heute könne er laproskopisch arbeiten.
Erst zwei Chirurgen in der Schweiz trauen sich, mit der «Schlüssellochtechnik» das Vorhofflimmern zu beseitigen. Dabei machen sie je drei zentimetergrosse Einschnitte seitlich der Brust und gelangen so mit den Laproskopie-Instrumenten bis zur Lungenvene. Dort veröden sie die Herz-Zellen von aussen. «Mit der chirurgischen Ablation sind 80 Prozent der Patienten nach einem Eingriff beschwerdefrei. Bei der Roboter-Ablation sind es nur 30 Prozent», meint Chirurg Salzberg.
Doch bleibt diese Variante eine riskante Operation, bei der eine Narkose nötig ist, der Patient mehrere Tage im Spital bleiben muss und danach Physiotherapie benötigt. Nach der Roboter-Ablation bleibt eine kleine Narbe an der Leiste zurück und der Patient kann kurze Zeit nach dem Eingriff wieder nach Hause.
Patienten profitieren von der Kombination
Die Methoden müssen sich nicht konkurrenzieren, sondern können sich auch ergänzen. Falls ein Patient ausschliesslich nur einen Eingriff wünscht oder einen vergrösserten linken Herzvorhof besitzt, ist die chirurgische Methode vorzuziehen. Ansonsten ist die Roboter-Ablation die Variante der ersten Wahl.
Dieser Meinung ist auch Thomas Wolber vom Universitätsspital Zürich. «Bei Herzeingriffen ist es wichtig, dass Drittmeinungen eingeholt werden, oder dass das Vertrauen zum Arzt besteht. Schlussendlich sind die Hightech-Methoden auch nur so gut und erfolgreich wie der Spezialist, der sie bedient».