Es brauchte lange, bis ein Forscher ihm auf die Schliche kam: Das humane Papillomvirus (HPV) war zwar bekannt dafür, dass es Schleimhäute befallen und dort gutartige Wucherungen oder Feigwarzen auslösen kann. Zum Gebärmutterhalskrebs dagegen hatte bis dato kein Mediziner eine Verbindung hergestellt. Im Gegenteil: Weit verbreitet war in der Medizinwelt die Annahme, Herpesviren seien für diese Krebsart verantwortlich.
Der deutsche Virologe Harald zur Hausen wollte dem nicht so recht glauben. Unzählige Zellkulturen hatte er untersucht, doch von Herpesviren keine Spur. Stattdessen fand er immer wieder HP-Viren. Er kombinierte und veröffentlichte 1976 schliesslich seine Idee, dass humane Papillomviren Gebärmutterhalskrebs auslösen könnten. Einige Jahre später wies er tatsächlich in Turmorzellen von Gebärmutterhalskrebs-Patientinnen HPV-16 und -18 nach – der Beleg für seine Theorie war erbracht.
Heute profitieren unzählige Mädchen und Frauen von zur Hausens Entdeckung – spätestens, seit es die HPV-Impfung gibt, die in diesem Jahr in der Schweiz ihren zehnten Jahrestag seit deren Einführung 2006 feiert. Junge Mädchen sollen mit der Impfung noch vor dem ersten Sexualkontakt vor den Hochrisiko-Typen 16 und 18 des Virus geschützt werden. Denn beide Typen sind für 70 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Am zweithäufigsten mit zehn Prozent sind das die HPV-Typen 31 und 45.
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Ab 11 zur Impfung
Dass die Impfung schon so früh, zwischen 11 und 15 Jahren, empfohlen wird, legt die Statistik nahe: Sexuell aktive Menschen bis 25 Jahre infizieren sich am häufigsten – übrigens Männer wie Frauen. Wegen des Risikos einer Gebärmutterhalskrebs-Erkrankung sind Frauen jedoch deutlich gefährdeter. Zwar kann auch Krebs im Analbereich oder am Penis auf die Viren zurückgehen. Das Risiko für Frauen liegt allerdings über dem der Männer.
Je jünger vor allem Frauen beim ersten sexuellen Kontakt sind, desto höher liegt das Infektionsrisiko. Denn bei sehr jungen Mädchen unter 16 ist die Schleimhaut der Vagina noch sehr dünn und kann beim Sex leicht verletzt werden, wodurch HPV leicht in den Organismus dringen kann. Auch Rauchen (schwächt die Abwehrfunktion der Schleimhaut), wechselnde Sexualpartner, frühe Geburten, Zahl der Kinder (in der Schwangerschaft verändert sich die Schleimhaut und wird anfälliger) oder Weitergabe von der Mutter ans Kind sind Risikofaktoren. Selbst Kondome bieten keinen vollständigen Schutz: Ihre Erfolgsquote liegt bei einem 50 Prozent, weil die Viren sich auch an den nicht abgedeckten Stellen im Schambereich befinden und sich von dort langsam ausbreiten können.
70 Prozent aller Frauen infizieren sich
Während der Pap-Abstrich, benannt nach seinem Erfinder, dem Anatomen und Pathologen George Papanicolaou, lediglich die Folgen einer HPV-Infektion in Form veränderter Zellen aufspüren kann, setzt der HPV-Test früher an: Er weist nach, ob überhaupt eine Infektion besteht – ob es also sinnvoll ist, fortan mehr Aufmerksamkeit auf den Gebärmutterhals-Abstrich zu legen. Denn gegen die Viren gibt es kein Medikament, der Körper muss selbst mit ihnen fertig werden.
Sehr oft gelingt ihm das auch: Nach einem positiven HPV-Test verschwindet der Erreger bei 90 Prozent der Frauen innerhalb von zwei Jahren von selbst wieder. Bei jüngeren Frauen ist dies öfter der Fall als bei älteren. Selbst wenn das Ergebnis des HPV-Tests weiterhin positiv ausfällt, ist das noch kein Grund zur Panik. 70 Prozent aller Frauen stecken sich im Laufe ihres Lebens einmal mit dem HP-Virus an, nur wenige von ihnen tragen in der Folge veränderte Zellen des Gebärmutterhalses in sich. Und nur ein bis drei Prozent dieser Zellveränderungen münden dann auch tatsächlich in Krebs.