Ist es nun der Zweite, Dritte oder doch der Vierte? Für eine Studie zur Körperwahrnehmung baten Forscher der Oxford-Universität gesunde Probanden zwischen 22 bis 34 Jahren, mit geschlossenen Augen zu erraten, welcher ihrer Zehen gerade berührt wurde. Nur etwas mehr als die Hälfte konnte dabei beispielsweise sagen, welcher ihr zweiter Zeh war.
Zwar konnten 94 Prozent der Testteilnehmer erkennen, wenn ihr grosser Zeh berührt wurde. Beim zweiten, dritten und vierten Zeh wussten aber nur noch 57, 60 und 79 Prozent die richtige Antwort.
Klare Sache kleiner Zeh
Viele verwechselten zudem den zweiten mit dem dritten und den dritten mit dem vierten Zeh – nur beim kleinen Zeh waren sie sich dann wieder sicher. Fast die Hälfte der 20 Probanden gab zudem spontan an, das Gefühl zu haben, dass einer ihrer Zehen «fehlt».
Die Erkenntnisse der Studie seien auch für die Medizin interessant, sagte Mitautorin Nela Cicmil. Die Fehlbestimmung von Körperteilen – die sogenannte Agnosie – ist für viele neuropsychologische Erkrankungen charakteristisch. «Bisher war jedoch nicht bekannt, wie akkurat gesunde, junge Menschen ihre Zehen allein durch Berührung identifizieren können», so Cicmil.
Wahrnehmungsstörungen verstehen
Wenn sich aber schon gesunde Menschen bei der Identifizierung ihrer Zehen irren können, sollten diese Tests laut den Forschern künftig zur Diagnose von Hirnschäden nicht mehr eingesetzt werden. Ein besseres Verständnis der Mechanismen des Gehirns, die hinter einfachen Irrtümern bei der Körperwahrnehmung stehen, könne zudem zum Verständnis grösserer Wahrnehmungsstörungen wie etwa bei Magersucht führen.