Die Methode ist simpel und gut verträglich – trotzdem wird sie nur selten eingesetzt: die sogenannte Embolisation bei gutartigen Geschwüren der Gebärmutter. Jede vierte Frau zwischen 35 und 50 Jahren ist von solchen Myomen betroffen. Diese können starke Blutungen, Schmerzen und Blasen-Probleme verursachen.
Während kleinere Myome oft herausgeschnitten werden können, entfernen die Ärzte und Ärztinnen bei grösseren Myomen meist die Gebärmutter komplett. Bei rund 6000 Frauen in der Schweiz wurde eine solche Hysterektomie 2016 durchgeführt.
Kompetenzgerangel unter Fachärzten
Sehr viel seltener hingegen – im selben Jahren waren es nur gerade 62 Fälle – werden die Frauen mit der viel schonenderen Methode der Embolisation behandelt. «Das hat mit der Zurückhaltung der Gynäkologen und Gynäkologinnen zu tun», sagt Thomas Hess, Chefarzt Gynäkologie am Kantonsspital Winterthur.
Zurückhaltend seien die Frauenärzte und -ärztinnen deshalb, weil sie die Patientinnen für die Embolisation an spezialisierte Röntgenärzte überweisen müssen. Sprich: die Patientinnen verlieren. Der Grund für die extrem tiefen Zahlen der Embolisation ist also ein Kompetenzgerangel unter Fachärzten.
Das Myom schrumpft
Bei der Embolisation werden unter Röntgenkontrolle kleinste Kunststoffkügelchen in die Blutgefässe gespritzt, die das Myom mit Blut versorgen. Diese Kügelchen verstopfen die Gefässe, so dass die Wucherungen nicht mehr mit Blut versorgt werden, als Folge davon schrumpfen und schliesslich absterben.
Die Gebärmutter als Ganzes bleibt bei der Embolisation erhalten. «Es gibt viele Frauen, denen das wichtig ist und deshalb sollte die Frauenärzte und -ärztinnen aktiv über die Möglichkeit der Embolisation informieren», sagt Gynäkologe Hess, der an einer entsprechenden Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mitgearbeitet hat.
Zwei Drittel der Frauen könnten profitieren
In der Schweiz wird die Embolisation nur an einer Handvoll Zentren durchgeführt, unter anderem von Thomas Pfammatter am Universitätsspital Zürich. «Wissenschaftlich gesehen ist die Methode heute sehr gut abgestützt», sagt der Radiologe.
Er schätzt, dass bis zu zwei Drittel der Frauen, denen heute wegen Myomen die Gebärmutter entfernt wird, mit einer Embolisation behandelt werden könnten. Das bedeutet: Statt nur rund 60 könnten also geschätzte 4000 Frauen pro Jahr in der Schweiz auf diese Art behandelt werden.
Schmerzen können auftreten
Die Embolisation selbst ist unkompliziert und benötigt keine Vollnarkose. Einzig nach dem Eingriff können starke Schmerzen auftreten, die bis zu zwei Tagen anhalten. «Die Schmerzen sind auch der häufigste Grund, dass Frauen nach der Embolisation erneut ins Spital eintreten», sagt Pfammatter.
Ein weiterer Nachteil der Methode sei, dass bei rund zehn Prozent der Frauen die Myome nach der Embolisation zurückkehren und erneut behandelt werden müssen. Und: Gleich wie die Gebärmutter-Entfernung ist der Kügelchen-Eingriff keine Option, falls noch ein Kinderwunsch besteht, denn der Eingriff erhöht möglicherweise das Risiko für Fehlgeburten.