Die Bilder der Terroranschläge in Paris haben sich innert kürzester Zeit über die sozialen Medien um den Globus verbreitet. Auch Kinder und Jugendliche werden über Facebook, Instagram und Co. mit den schockierenden Bildern vom letzten Wochenende konfrontiert. Und das praktisch rund um die Uhr, denn fast vier Fünftel der Schweizer Jugendlichen besitzen ein Smartphone, mit welchem sie jederzeit ins Netz können.
Die ständige Konfrontation mit solchen verstörenden Bildern kann ernsthafte Konsequenzen auf das Wohlbefinden haben. Eine Studie der University of California hat gezeigt, dass Menschen, die über Massenmedien intensiv Berichten von Anschlägen oder Naturkatastrophen ausgesetzt sind, traumatisiert werden können – und das sogar mehr als Augenzeugen, die die Ereignisse hautnah miterlebt haben. Besonders junge Menschen sind gefährdet, durch die Bilder dauerhaft verunsichert zu werden. «Kinder und Jugendliche haben Schwierigkeiten, die Wahrscheinlichkeit, dass solche Ereignisse eintreten, einzuschätzen», sagt Martin Hermida, Medienwissenschaftler an der Universität Zürich. «Viel Hintergrundwissen über politische Zusammenhänge, welches Erwachsene haben, fehlt ihnen noch.»
Wie also können Eltern erkennen, dass ihre Kinder Gefahr laufen, durch die Berichterstattung von Ereignissen wie den Attentaten in Paris längerfristig Schaden zu nehmen? Für Martin Hermida steht eine offene Kommunikation zwischen den Generationen im Vordergrund. «Es gilt, zwischen kurz- und langfristigen Prozessen beim Kind zu unterscheiden. Dass Kinder auf Gewaltdarstellungen mit spontanen Angstreaktionen wie Wegschauen oder Weinen reagieren, ist normal.» Kritischer werde es allerdings, wenn Kinder über längere Zeit hinweg ängstlich blieben. «Diese Kinder haben dann meist übertriebene Ängste, dass ihnen und ihren Familien ebenfalls solche Ereignisse zustossen könnten. Um solche Fehleinschätzungen zu verhindern, ist es wichtig, dass die Eltern aktiv auf die Kinder zugehen und mögliche Ängste ansprechen.»