Ackerbau, Viehzucht, Obstplantagen: Die Landwirtschaft produziert einen grossen Teil unserer Nahrungsgüter – und einen grossen Teil des Nitrats im Trinkwasser. Der Dünger, den Pflanzen nicht aufnehmen, sickert ins Grundwasser und gelangt dann ins Trinkwasser. Das jedoch stellt die Trinkwasserversorger vor grosse Herausforderungen.
Weniger Düngen, dem Grundwasser zuliebe?
Eine Lösung: extensive statt intensiver Landwirtschaft, das heisst weniger Tiere, weniger Dünger. Das bringt das Nitrat im Wasser unter den Schweizer Grenzwert. Nur: Reicht das?
Eine neue Studie fand bereits ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs bei Nitrat-Konzentrationen unter dem Grenzwert. Schon bei 16,75 Milligramm pro Liter steigt das Risiko um 20 Prozent. Sogar bei noch tieferen Nitrat-Werten fanden die Forscher von der Universität Aarhus einen Zusammenhang zwischen Nitrat im Trinkwasser und Darmkrebs.
Nitrat selber als Stoff ist nicht giftig. Wird es im Körper verstoffwechselt, entstehen aber bestimmte krebserregende Verbindungen.
Darmspezialist Stephan Vavricka vom Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie in Zürich hält diesen Zusammenhang für gut möglich. Er weiss aus eigener Forschung, dass Nitrat krebserregend sein kann: «Nitrat selber als Stoff ist nicht giftig. Das Problem ist: Wenn Nitrat im Körper verstoffwechselt wird, entstehen bestimmte krebserregende Verbindungen.»
Das ist auch Studienautor Jörg Schullehner bekannt. «Erstaunlich war jedoch, dass wir das erhöhte Risiko schon bei geringen Konzentrationen gefunden haben.»
Bundesamt sieht noch keinen Handlungsbedarf
Das meiste Trinkwasser in der Schweiz stammt aus dem Grundwasser. Im Mittelland hat es die höchste Nitrat-Konzentration in der Schweiz. Aus diesem Grundwasser Trinkwasser zu machen, ist eine Herausforderung, die nur mit viel technischem Aufwand möglich ist.
Es gibt andere Risikofaktoren für Darmkrebs, die man zuerst anpacken müsste. Etwa Alkohol, Rauchen oder Übergewicht.
Toxikologe Rex FitzGerald vom Schweizerischen Zentrum für Angewandte Humantoxikologie findet die Aarhuser Studie spannend – aber gefährlich sei Trinkwasser deswegen noch nicht. Dafür sei das Darmkrebs-Risiko zu wenig erhöht und der Zusammenhang mit Nitrat noch nicht eindeutig bewiesen. Und: «Es gibt andere Risikofaktoren für Darmkrebs, die man zuerst anpacken müsste. Etwa Alkohol, Rauchen oder Übergewicht.»
Deshalb sieht auch das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit vorerst keinen Handlungsbedarf. Die Studie sei interessant und werde mitberücksichtigt, wenn das nächste Mal die Grenzwerte überarbeitet werden.