Im Haus der Zukunft dem Winter trotzen
Noch wird gebaut in Brütten: Bevor die Mieterinnen und Mieter im Frühling in die Räume des 9-Familien-Hauses einziehen können, müssen die Bauarbeiter und Handwerker noch viel anpacken. Doch das Haus nimmt langsam Formen an, der Rohbau steht. Am Donnerstag, 19. November, findet das Aufrichtefest statt.
Bereits vor zwei Wochen wurden die Photovoltaik-Platten geliefert. Auf einer Fläche von insgesamt 1030 Quadratmetern haben die Spezialisten neuartige Dünnschicht-Module, die weder glänzen noch spiegeln, angebracht: auf der gesamten Hausfassade und dem Dach.
Sie haben zwar einen deutlich tieferen Wirkungsgrad als andere Module, aber die grosse Fläche macht das wieder wett. Eine Sonnenstunde genügt laut Berechnungen, den Strombedarf der Bewohner 24 Stunden lang zu decken.
Jede weitere Sonnenstunde produziert überschüssige Energie und die wird in einem ausgereiften Energiespeichersystem, dem Herzstück des Hauses, sozusagen aufbewahrt. Neben einem Kurzzeitspeicher sorgt ein Langzeitspeicher dafür, dass die Bewohner auch in den dunklen Winterwochen genug Strom haben (siehe «Das Haus der Zukunft erklärt»).
Hohe Kosten lohnen sich
Die Gesamtkosten des Bauprojekts betragen 7.7 Millionen Franken – gemäss Angaben der Bauherren 10 Prozent mehr als bei einem normalen Haus. Mehrkosten, die sich für den Bauunternehmer Walter Schmid lohnen. Er ist ein Pionier auf diesem Gebiet und will mit solchen Projekten vor allem Erkenntnisse gewinnen, was machbar ist.
Als Pioniertat stösst das energieautarke Mehrfamilienhaus auf viel Begeisterung. Es hat Modellcharakter – auch im Hinblick auf die Energiestrategie 2050, die einen Ausstieg aus der Atomenergie vorsieht. Dennoch dürfte die Technologie, die im Haus der Zukunft steckt, nicht allzu schnell Standard werden, schätzen Experten.
Folge verpasst?
Sendung vom 17. November 2015
In der Zürcher Gemeinde Brütten wird das – laut Bauherren – erste energieautarke Mehrfamilienhaus der Welt gebaut. Spezielle Solarmodule und ein ausgeklügeltes Speichersystem machen möglich, dass das Haus ohne Anschluss ans öffentliche Stromnetz auskommt. Hinter der Idee steckt der Bauunternehmer Walter Schmid.
Sendung vom 18. November 2015
Noch in den 50er- und 60er-Jahren haben sich die Bauherren nicht für das Thema Energieeffizienz interessiert. Erst mit dem Ölpreisschock anfangs der 70er-Jahre hat ein Umdenken stattgefunden. Heute ist das Thema allgegenwärtig. Daniel Büchel, Vize-Direktor des Bundesamtes für Energie, äussert sich im Interview zu den Technologien der Zukunft und gibt eine Einschätzung, wie praxistauglich energieautarke Häuser sind.
Sendung vom 19. November 2015
Ein energieautarkes Haus zu bauen stellt Planer und Bauherren vor ganz besondere Herausforderungen. Beim Bauprojekt in Brütten war die grosse Frage, welche Solarmodule grossflächig eingesetzt werden können, ohne dass sie das Äussere des Hauses zu sehr beeinträchtigen. Zum Einsatz kommen jetzt Photovoltaik-Platten, die weder spiegeln noch glänzen.