Das Leben der Bauern im ausklingenden Mittelalter war geprägt von den Launen der Natur. Wie 80 Prozent der spätmittelalterlichen Bevölkerung, leben Vater Christoph und Mutter Nicole Dietschi sowie ihre vier Kinder Katja, Simon, Maurin und Ladina von dem, was auf ihrem spärlichen Acker und im Garten wächst.
«Leben vor 500 Jahren»
Zudem ist die Familie abhängig vom Lehensgeber auf der Burg, muss der Obrigkeit genügen und um ihr tägliches Brot kämpfen. Was entbehrlich ist, wird auf dem Markt verkauft.
Auf den Alltag der Bauernfamilie haben die Zuschauerinnen und Zuschauer von «Schweiz aktuell» per Onlinevoting unmittelbaren Einfluss: Zunächst geht es darum, wie viel Getreide, Suppenhühner oder Schillinge die Dietschis am Ende des Sommers auf der Burg abliefern müssen. Anschliessend wird das Publikum Tag für Tag Entscheide fällen, die sich auf das Leben im Jahr 1517 auswirken.
Vater Christoph (48)
Der diplomierte Kulturingenieur ETH ist in der Zeitung auf das Sommerprojekt von «Schweiz aktuell» aufmerksam geworden und hat seine Familie davon überzeugt, sich auf die Zeitreise zu begeben. Viel Überzeugungskraft war offenbar nicht nötig, denn die Familie bezeichnet sich als «abenteuerlustig und naturverbunden».
Duschen und warmes Wasser werden mir sicher fehlen.
Christoph Dietschi ist passionierter Laufsportler, pflegt eigene Hochstammobstbäume und freut sich auf die Herausforderung, das Leben und den Alltag so zu meistern wie vor 500 Jahren.
Mutter Nicole (45)
Nicole Dietschi bringt eine fürs bäuerliche Leben anno 1517 besonders wertvolle Fähigkeit mit: Sie kann Ziegen melken. Gelernt hat sie das im Rahmen eines Sozialpraktikums auf einer Alp.
Ich habe Tiere sehr gerne, spreche mit ihnen und kann sie auch versorgen.
Überhaupt ist die Kindergärtnerin, die auch als Deutsch- und Werklehrerin tätig ist, begeistert von der Natur und dem Umgang mit Tieren. Mit dem dreiwöchigen Verzicht auf jegliche moderne Annehmlichkeit möchte sie auch ihre Grenzen ausloten. Und falls sie diese tatsächlich mal erreicht? «Dann habe ich einen tollen Mann, der mich stützt und mir hilft.»
Tochter Katja (17)
Katja Dietschi besucht die FMS Olten, Fachrichtung Pädagogik, und freut sich auf die Teilnahme am Living-History-Projekt, «weil es spannender als jedes Geschichtsbuch oder jede Geschichtslektion ist.»
Handwerkliche Fähigkeiten habe ich nur so vom Schulunterricht.
Den grössten Respekt hat die passionierte Geräteturnerin vor den hygienischen Standards anno 1517. Auf Dusche, Deo und Schminke wird sie definitiv verzichten müssen – ebenso wie auf den Kontakt zum Freundeskreis.
Sohn Simon (15)
Auch Simon Dietschi begeistert sich für das Geräteturnen. Der Sekschüler hat sich von der Familie davon überzeugen lassen, am aussergewöhnlichen Projekt teilzunehmen und lässt die Erfahrung auf sich zukommen.
Ich bin gespannt, ob es genug zu essen gibt.
Die elektronischen Begleiter des modernen Alltags werde er auf der Zeitreise in die Vergangenheit wahrscheinlich am meisten vermissen. «Und mein Bett.»
Sohn Maurin (11)
Der Verzicht aufs Smartphone fällt für Maurin Dietschi weniger ins Gewicht – er hat noch kein eigenes. Vor dem Leben ganz ohne Elektrizität hat er aber durchaus Respekt.
Meine Freunde werden mir sicher fehlen.
In seiner Freizeit liest der Schüler Harry Potter, fährt Ski und spielt Fussball. Den täglichen Umgang mit Tieren ist er gewohnt: Die Familie Dietschi hat drei Kaninchen und eine Katze.
Tochter Ladina (8)
Das Nesthäkchen Ladina teilt die Begeisterung ihrer Geschwister für das Geräteturnen, Skifahren und Wandern. Sie mag Spiele und scheut kein Abenteuer.
Ich freue mich besonders auf die Geissen!
Am meisten freut sie sich auf die Tiere – und sie ist sich absolut bewusst, dass die Wochen im Schatten der Burg kein Zuckerschlecken werden: Ihrem Bekanntenkreis hat Ladina mitgeteilt, dass sie diesmal keine Sommerferien haben werde, sondern arbeiten gehen müsse.