Der Weg von Flüelen im Kanton Uri über den Gotthard bis nach Giornico im Tessin ist lang und beschwerlich. Das ist nicht nur für die fünf Protagonisten und den Maultierguide Hansueli Weber anstrengend, sondern auch für die Maultiere.
Brenda, Pasqua und Pesche sind während fünf Tagen die treuen Begleiter der Säumer und gleichzeitig ihre Gepäckträger.
Puls-, Temperatur- und Atemfrequenzmessungen
«Die Maultiere leisten in diesen Tagen sehr viel. Aber es geht ihnen gut - sie fressen und trinken genügend und sind kerngesund», sagt Sina Huwiler, die zusammen mit Marie Pfammatter die Maultiere während der ganzen Woche begleiten.
Die beiden Frauen sind Agrarstudentinnen mit Spezialisierung Pferdewissenschaften an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Bern. Sie haben das fünftägige Trekking genutzt, um wissenschaftliche Daten zur Leistungsfähigkeit der Maultiere zu erheben. Seit den 1940er-Jahren gibt es in der Schweiz keine Studie mehr dazu.
Sina Huwiler und Marie Pfammatter haben bei allen drei Tieren täglich Puls, Atemfrequenz und Temperatur gemessen sowie Kotproben entnommen.
Puls, Atem und Körpertemperatur waren während der Fussmärsche jeweils etwas erhöht, aber das ist normal. Alle Werte liegen im erwarteten Bereich.
Im Herbst werden die gesamten Daten ausgewertet sein - dann können anhand der Kortisolwerte im Kot auch Aussagen zum Stresslevel der Tiere gemacht werden.
Veterinär hat Route und Last unter die Lupe genommen
Bereits im Vorfeld des Projekts «Schweiz aktuell am Gotthard» hat Hanspeter Meier, Veterinär und Spezialtierarzt für Pferde, ein ausführliches Gutachten für SRF erstellt. Er hat seit Jahren Erfahrung mit Maultieren.
Meier hat die Wegdistanz, die Höhenmeter, die Marschzeit sowie die Beladung der Tiere der fünftägigen Route analysiert und das Projektteam bei der Planung des Treks beraten. Das Fazit des Gutachtens:
Sowohl aus tierärztlicher als auch aus ethischer Sicht ist alles in bester Ordnung. Der Trek wurde sorgfältig geplant.
Mit 80 Kilogramm über den Gotthard
Im Schnitt legten die Maultiere während der Gotthardüberquerung täglich 17 Kilometer und 667 Höhenmeter zurück. Beladen waren sie mit insgesamt 80 Kilogramm - je 40 pro Seite. «Damit haben die Maultiere ein Gewicht zu tragen, das weniger als die Hälfte von dem beträgt, was in der Vergangenheit geladen wurde. Diese Belastung ist absolut unbedenklich», sagt Hanspeter Meier.
Mit dem Emmentaler Maultierbesitzer und Trekkingguide Hansueli Weber habe das SRF zudem eine sehr erfahrene Begleitung gewählt. «Er ist ruhig und überlegt - genau wie ein Maultier. Und er behandelt die Tiere sehr gut.»
Maultiere erkennen Gefahren lange im Voraus
Hansueli Weber ist ausgebildeter Maultierguide und wuchs auf einem Hof mit Maultieren auf. Seit Jahren arbeitet er mit den Tieren und würde sofort erkennen, wenn etwas nicht stimmt.
«Wenn ein Maultier Schmerzen hat oder nicht mehr gehen mag, dann bleibt es stehen. Und zwar schon drei Stunden vorher», sagt er.
Ein Pferd würde weitergehen, bis es umfalle - ein Maultier sei klug und erkenne Gefahren lange im Voraus.
Seine Maultiere Brenda, Pasqua und Pesche seien zudem sehr erfahrene und unkomplizierte Trekkingbegleiter.