1775 macht sich der 25-jährige Goethe das erste Mal auf die Schweiz zu entdecken. Zusammen mit seinem Freund Passavant reist er auf den Gotthard. Die beiden jungen Herren scheinen sich wohl zu fühlen, sie springen «von Klippe zu Klippe» und von «Platte zu Platte». Bei Amsteg baden sie im «Schneewasser» der Reuss.
Seine Erlebnisse dokumentiert Goethe in seinem Tagebuch und dies nicht nur mit Worten. Auf vielen Seiten finden sich Skizzen und Zeichnungen. Der Dichter, der bereits seinen Erstlingsroman «Die Leiden des jungen Werther» publiziert hatte, träumte damals noch von einer Karriere als Maler.
Das wohl bekannteste Gemälde Goethes ist der «Scheideblick nach Italien», den Blick ins gelobte Land im Süden. Goethe reist zurück in den Norden, nach Hause zu seiner Verlobten Lili.
Vier Jahre später ist er Minister am Hof in Weimar und begleitet den erst 22-jährigen Herzog Carl August auf dessen Bildungsreise in die Alpen. Die Adligen übernachten bei den Kapuzinern auf dem Hospiz. Wieder machen sie auf dem Pass kehrt. Erst 1786 reist Goethe nach Italien, wählt hierfür aber die Route via den Brenner.
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg; In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; Es stürzt der Fels und über ihn die Flut. Kennst du ihn wohl? Dahin! Dahin geht unser Weg! O Vater, lass uns ziehn!
1797 steht Goethe ein letztes Mal auf dem Gotthardpass. Er schreibt kein Tagebuch mehr, stattdessen aber Briefe an seinen engen Freund Friedrich von Schiller. Auf der Rückreise berichtet er diesem von der Volkssage des Tell, von der er am Vierwaldstättersee hört.
Ob Schiller nur dank Goethe von dieser Geschichte wusste? Tatsache ist, dass Schiller 1804 sein Drama «Wilhelm Tell» veröffentlicht.