Mit seinen 57 Kilometern Länge ist der Gotthard-Basistunnel der längste Tunnel der Welt. Klar, dass bei so einem Bau eine Menge Aushubmaterial anfällt. 28,2 Millionen Tonnen Gesteinsmaterial wurden aus dem Berg gebrochen. 2,4 Millionen Tonnen davon sind zusammen mit einer weiteren Million Tonnen Material aus der A4-Umfahrung Flüelen im Urnersee gelandet – in Form von sechs Bade- und Naturschutzinseln.
Überschwemmungen und Kiesabbau
Die Reuss war seit jeher das Sorgenkind der Urner. Sie trat immer wieder über die Ufer und überschwemmte Äcker und Dörfer.
Gleichzeitig wurde im 20. Jahrhundert beim Reussdelta massiver Kiesabbau betrieben – das vom Fluss angeschwemmte Material war eine begehrte Rohstoffquelle.
Als Folge der Überschwemmungen und des Kiesabbaus frass sich das Wasser bis zu 300 Meter in das Land hinein. Dabei wurden viele für Tiere und Pflanzen wichtige Flachwasserzonen zerstört.
Aufschüttungen als Lösung
Es war Zeit zum Handeln. Eine der Rettungsmassnahmen für das Reussdelta waren Aufschüttungen. Ein Glücksfall, dass in den 1990er-Jahren mit dem Bau des Gotthard-Basistunnels begonnen wurde.
So landete ab dem Jahr 2005 ein Teil des Ausbruchmaterials, das normalerweise umständlich und teuer entsorgt werden muss, als Inseln im Urnersee.
Eine Win-Win-Situation: Einerseits wurde das Gestein des Basistunnels sinnvoll verwertet, andererseits ermöglichte es eine Inselwelt, die die Erosion im Reussdelta stoppte und neue Flachwasserzonen entstehen liess.
Ein Natur- und Badeparadies
Heute haben sich die künstlichen Inseln gut in die Naturlandschaft eingefügt und werden als Erholungsraum geschätzt – von Badegästen zum Freizeitvergnügen, von Tieren und Pflanzen als Lebensraum.
Über 200 Vogelarten wurden im Reussdelta beobachtet, daneben auch viele Pflanzen und Fische, die vom Aussterben bedroht sind.
Dass die Inseln eigentlich aus Gotthardmaterial bestehen, daran erinnert nur noch ein Felsblock, der symbolisch auf einer der Inseln thront.