Sexualität ist für die meisten Menschen ein fester Teil ihres Lebens und ein wichtiges Bedürfnis. In allen Religionen ist sie ein heikles, kompliziertes Thema. Was in der Sexualität erlaubt ist und was nicht, kann je nach Religion, Geschlecht und religiösem Status einer Person unterschiedlich sein.
Norm und gelebte Praxis
Sexualität zur Fortpflanzung innerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau wird in der Regel (wenn auch nicht immer ganz vorbehaltlos) befürwortet und gefördert. Sexualität ausserhalb der Ehe wird dagegen meist abgelehnt, so zum Beispiel von christlichen, jüdischen, islamischen und hinduistischen Traditionen.
Von der Norm lässt sich nicht auf die gelebte Praxis schliessen. In der Schweiz leben heute viele katholische Menschen in Partnerschaften ohne Ehebündnis und orientieren sich auch in Fragen der Verhütung nicht an der kirchlichen Lehre; die wenigsten unter ihnen bringt dies in einen religiösen Konflikt.
Anders, wenn Menschen, die sich zu einem zölibatären Leben verpflichtet haben, die Regeln übertreten: dann wird vieles verheimlicht und leiden meist alle Betroffenen.
Heftige Ablehnung von Homosexualität
Das Argument, Menschen seien für die heterosexuelle Ehe geschaffen, begründet in vielen Religionen bis heute eine heftige Ablehnung von Homosexualität. Explizite Verbote beziehen sich meist nur auf männliche Homosexualität; als Normalfall gelten heterosexuelle Männer. Weibliche oder homosexuelle Lust wird kaum berücksichtigt, oft gar abgelehnt.
Von Männern reguliert
Oft stammen die Regeln aus Zeiten und Gesellschaften, die Frauen einen klar niedrigeren Status als Männern einräumten. Wie der weibliche Körper auszusehen und sich zu verhalten habe, wird aber auch heute noch meist durch Männer bestimmt und reguliert.
Inwiefern Sexualität unabhängig von der Fortpflanzung aus reiner Lust ihre Berechtigung hat, ob Verhütung erlaubt oder zumindest akzeptiert ist und welche Verhütungsmittel verwendet werden dürfen, wird in den Religionen unterschiedlich beurteilt.
Diskriminierung und persönliche Krisen
Wie die Religionszugehörigkeit eines Menschen kann auch die sexuelle Orientierung einen identitätsstiftenden Charakter besitzen. Kommt es zu Konflikten zwischen der religiösen Überzeugung und der sexuellen Orientierung und zu Diskriminierung durch die Gemeinschaft, kann dies zu persönlichen Krisen führen.
Auch in religiösen Gemeinschaften mehren sich aber die Stimmen, die gleichgeschlechtliche Partnerschaften und LGBTQA als Lebensrealität anerkennen. Umgekehrt kann gerade die Haltung zur Homosexualität darüber entscheiden, ob sich jemand als besonders fromm oder eher als religiös liberal versteht.