Die 61-jährige Bäuerin und Landfrau hat fünf Kinder. Theoretisch hätten alle drei Söhne den Gehrenhof in Brislach (BL) übernehmen können, erzählt Agnes im Gespräch. Doch der Älteste entschied sich gegen die landwirtschaftliche Lehre, während der Mittlere auf einem Bauernhof – zwei Dörfer weiter – einstieg.
So war die Entscheidung gefallen: Florian übernimmt am 1. Januar 2025 den Hof seiner Eltern. «Wir haben wirklich Glück, interessierte Söhne zu haben. Das ist nicht selbstverständlich», betont Agnes.
Familiensache
Für Agnes ist es ein beruhigendes Gefühl, einen gut funktionierenden Betrieb weitergeben zu können. Allerdings bedeutet dies auch, dass sie nach der Pensionierung ihres Mannes Albert beide weiterhin auf dem Hof helfen werden.
Wie viel Lohn sie dann von ihrem Sohn erhalten, wurde allerdings noch nicht besprochen. «Es ist halt Familiensache» und habe momentan noch keine Priorität für sie.
«Wir ziehen nicht ins Dorf»
Ihre Wohnsituation hingegen hat oberste Priorität. Agnes möchte lieber nicht aus dem Bauernhaus ausziehen. Sie sagte deutlich zu ihrem Sohn: «Nicht, dass du denkst, wir ziehen weg. Das möchte ich nicht».
Es würde sich nicht richtig anfühlen, einfach wegzuziehen
Sie hat sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt: «Wir haben hier fast 40 Jahre lang hart gearbeitet und uns ein kleines Reich aufgebaut. Es würde sich nicht richtig anfühlen, einfach wegzuziehen», so Agnes. Darüber hinaus soll ihre 23-jährige Tochter Anja, die mit Trisomie 21 geboren ist, immer ausreichend Platz zu Hause haben.
Den Ruhestand geniessen
Auf die Frage, ob es für Agnes entspannender wäre, wenn sie nicht mehr auf dem Hof wohnen würde, antwortet sie prompt: «Wir arbeiten gerne auf dem Betrieb, es ist keine Pflicht.» Agnes hilft, solange sie gesundheitlich fit genug ist.
Dennoch ist sie erleichtert, wenn sie die Verantwortung abgeben kann. «Die Büroarbeit in der Landwirtschaft ist sehr aufwendig». Und sie freut sich, wenn sie nicht mehr für alles verantwortlich ist. «Jetzt könnte ich im Alltag nicht spontan mit dem Hund spazieren gehen oder kurz mit dem E-Bike rausfahren». Auf diese Spontanität freut sich Agnes am meisten.
«Er soll es anders machen»
Agnes sagt selbst, dass sie oft die Drehscheibe ist auf dem Hof. Dennoch findet sie es wichtig, ihrem Sohn den Raum zu geben, Neues auszuprobieren. «Als mein Mann und ich damals den Hof übernommen haben, durften wir auch einfach mal machen. Er sollte das auch tun», erzählt Agnes stolz.
Grosszügigkeit sei bei einer Hofübergabe entscheidend. Agnes möchte keinen Streit in der Familie und ist dementsprechend offen. «Es wäre unfair, schon im Vorhinein zu sagen, dass etwas nicht klappen wird.» Sie vertraut ihrem Sohn, und es ist in Ordnung, wenn er gewisse Dinge nicht weiterführen möchte. «Es ist zwar schade, aber nicht so schlimm», so Agnes.
Aus der Küche bringt man Agnes nicht
Auch nach der Hofübergabe wird sie weiterhin Mahlzeiten für ihre Familie zubereiten. Agnes kocht häufig, auch für mehrere Personen. Oft kommen ihre Söhne, Töchter und Enkelkinder zum Mittagessen – es sitzen schnell einmal zehn hungrige Leute am Tisch.
Agnes sagt lachend: «Wenn ich plötzlich nur für zwei Personen kochen müsste, würden wir die ganze Woche davon essen.»