Die nackten Füsse von Mithuja und Janusha Amirthalingam bewegen sich mal stampfend, mal hüpfend. Die Hände formen präzise Gesten. Und manchmal bewegen sich einzig die ausdrucksstark geschminkten Augen. Dazu treibende Pop-Musik.
Die beiden Schwestern legen bei der SRF-Castingshow «Stadt Land Talent» eine mitreissende Tanz-Performance hin. Tanz-Juror Luca Hänni sagt: «Ich bin völlig verliebt!» Und Jury-Kollegin Stefanie Heinzmann findet: «Ihr seid die coolsten Primarlehrerinnen, die man sich auf diesem Planeten vorstellen kann.»
Wenn sie nicht auf der Showbühne steht, unterrichtet die 26-jährige Janusha Amirthalingam eine fünfte Primarklasse im Kanton Zürich. Die 22 Schülerinnen und Schüler fiebern dem TV-Auftritt ihrer Lehrerin bei «Stadt Land Talent» seit Wochen entgegen: «Die Kinder sind aufgeregter als wir», erzählt ihre vier Jahre ältere Schwester Mithuja Amirthalingam.
Auch sie ist Primarlehrerin, derzeit übernimmt sie Stellvertretungen. Beide haben grosse Freude an ihrem Beruf. Sie seien nah an den Kindern dran, verstünden deren Medien, die Musik – überhaupt die Lebenswelt. Gerade für Kinder aus einem anderen Kulturkreis haben sie ein besonderes Verständnis. Denn auch sie kommen aus einem multikulturellen Umfeld.
Tanzen ist Balsam für die Seele. Dabei kann ich abschalten, alles andere vergessen.
Mithuja und Janusha wachsen in einem tamilischen Haushalt in Zürich-Schwamendingen auf. Die Eltern sind 1991 vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka in die Schweiz geflüchtet. Die Töchter kommen hier zur Welt. Der Mutter sei es wichtig gewesen, ihren Kindern Wertvorstellungen und Traditionen aus ihrer Heimat weiterzugeben. «Aber sie war auch bereit, von uns zu lernen.»
Tanzen seit dem Kindergarten
Die Schwestern nehmen sich bis heute von der jeweiligen Kultur das, was ihnen gefällt, wie Mithuja sagt. Zum Beispiel Ordnung und Struktur aus der Schweiz, aus Sri Lanka den Familienzusammenhalt und Werte wie Respekt gegenüber Älteren. Und die Leidenschaft fürs Tanzen.
Die Mädchen der Familie Amirthalingam fiebern jeweils dem Sonntag entgegen. Denn sonntags wird getanzt. Seit dem Kindergartenalter üben sie den traditionell tamilischen Tanz Bharatanatyam.
Bald schon tanzen sie zu zweit an Familienfeiern. Als Jugendliche lassen sie neue Musik- und Tanzstile mit einfliessen, etwa Hip-Hop, Modern Dance und den tamilischen Streetdance Kuthu.
Seit rund fünf Jahren treten sie als Tanzduo Mithujanu auf, verfolgen ihren Traum, professionelle Tänzerinnen zu werden. «Tanzen ist Balsam für die Seele. Dabei kann ich abschalten, alles andere vergessen», sagt Mithuja. Die Choreografien erarbeiten sie zusammen. Dabei verbinden sie spielerisch Elemente aus Bharatanatyam mit Tanzstilen anderer Kulturen zu einem ganz eigenen Mix.
Wie bei ihrem TV-Auftritt im Musical-Theater Basel zum treibenden Beat von «Zoo Girl» von M.I.A. Die britische Rapperin und Sängerin hat ebenfalls tamilische Wurzeln und kombiniert in ihrer Musik unterschiedliche Stile.
Im Song rappt sie selbstbewusst über das Leben mit zwei Kulturen: «Ich bin ein Zoo-Girl, direkt aus dem wilden, wilden Osten (…), ich bin eine Macherin, mache einen Traum wahr.» Genau das möchten Mithuja und Janusha zeigen: Das Aufwachsen mit verschiedenen Kulturen macht stark, lässt vielleicht gar Träume wahr werden.
Die Final-Show von «Stadt Land Talent» am 25. März haben Mithuja und Janusha Amirthalingam erreicht. Ins Finale geschafft haben es auch die Girlgroup Mixed Flames aus Zürich, das Tanz-Paar Maja Kucharczyk und Davide Corrodi sowie die Twirlerinnen Tifanny Portela und Marina Licini.