Die Vorfreude auf das Abenteuer ist riesig, die Ernüchterung umso grösser. Schon bei der Ankunft am Flughafen und dem ersten Besuch auf einem lokalen Markt in der Hauptstadt Ulaanbaatar merkt Komiker Jonny Fischer, dass seine offene Art hier anders ankommt als in anderen Ländern: «Ulaanbaatar will mich nicht warm werden lassen. Sie wirkt bedrückend – die Menschen lachen nicht, und überall wird geflüstert.»
Am Markt spricht kaum jemand Englisch, und Fischer findet keinen Zugang zu den Menschen – ein neues Gefühl für ihn. Der 45-jährige Zuger hat viel Reiseerfahrung. Mit Bühnenpartner Manu Burkart war er bereits in Schottland und Südafrika, als Journalist für das «Travel Magazin» bereiste er Länder wie Argentinien, Brasilien, Chile, Estland und Italien. Er kennt sich aus.
Umso grösser ist die Überraschung nach der Ankunft in der Mongolei. Fischer meint: «Überall auf der Welt komme ich mit Menschen ins Gespräch, ich kann sie anlachen und sie lachen zurück. In der Mongolei aber schaffe ich das nicht – und ich weiss nicht, warum.»
Im Zug nach China: Filmen verboten
Nach nur einem Tag in Ulaanbaatar verlässt Fischer die Hauptstadt. Er hofft auf mehr Kontakt mit den Menschen in einer Nomadenfamilie, seinem ersten Bucket-List-Punkt. Die Zugfahrt nach Bagakhangai, etwa drei Stunden südlich, verläuft jedoch anders als erwartet.
Schon beim Einstieg schlägt der Fernseh-Crew Skepsis entgegen. Kurz nach der Abfahrt greift sogar die Polizei ein und verbietet das Filmen – für Fischer ein weiteres Zeichen, wie schwierig der Kontakt zu den Menschen hier ist.
Die Regeln der Nomaden
Bei den Nomaden fühlt sich der Komiker und Moderator wohler. Eine kleine Familie öffnet ihm ihre Jurte – zum ersten Mal kommt er den Menschen näher. Gleichzeitig bemüht er sich, die ungeschriebenen Regeln zu befolgen:
- In die Jurte tritt man mit dem rechten Fuss ein.
- Zur Begrüssung gibt es Stutenmilchschnaps, den man nicht ganz austrinken darf.
- Geschenke werden mit beiden ausgestreckten Händen überreicht.
Fischer hilft mit, junge Kälber auf die Weide zu treiben und versucht, eine Pferdestute zu melken – wenig erfolgreich, wie er selbst sagt. Die Nomaden laden ihn ein, auf ihren Wildpferden reiten zu lernen, doch die widerspenstigen Tiere machen es ihm nicht leicht.
«Dann sah ich diese kleinen Holzsättel – gemacht für 1,60 Meter grosse Männer, mit kleinen Hinterteilen, so gross wie meine Oberarme. Ich musste mich richtig in diesen Sattel pressen.»
Die Nomaden reiten, um Wildpferde zusammenzutreiben. Weil Jonny Fischer jedoch nicht mit ihnen mithalten kann, darf er schliesslich auf ein Motorrad umsteigen. Ohne Helm über die Steppe zu fahren, bedeutet für Fischer «Freiheit pur».
Überraschendes Vertrauen
Trotz der anfänglichen Distanz ist Fischer beeindruckt, wie viel Vertrauen ihm die Menschen entgegenbringen: «Sie lassen mich mitkochen, mithelfen und vertrauen auf das Menschsein.»
Zudem macht ihn die Reise nachdenklich. Warum prallt sein Charme genau hier an den Menschen ab? Trotz Übersetzerin findet er kaum Anschluss. «Mir wird bewusst, dass nicht alle so funktionieren wie ich. Und wenn Menschen anders sind als ich, möchte ich offen und weitherzig bleiben – das nehme ich für mich mit.»