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Valentinstag Ein Blumenstrauss reicht nicht – was es fürs Partnerglück braucht

Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit der Liebe. Sie bestätigt: gemeinsame Hobbys, Ähnlichkeit und neue Abenteuer stärken die Partnerschaft.

«Gleich und gleich gesellt sich gern» – oder ist das nur ein Mythos? Die Wissenschaft hinter Beziehungen zeigt, dass es mehr als Klischees braucht, um dauerhaftes Glück zu finden. Ein Blumenstrauss am Valentinstag ist eine schöne Geste, doch für eine erfüllte Partnerschaft genügt das nicht – die ehemalige Blick-Kolumnistin, Psychologin und Paartherapeutin Caroline Fux ordnet acht wissenschaftlich fundierte Liebes-Tipps ein.

Nähe schafft Sympathie und Vertrautheit

Manchmal braucht Liebe einfach Geduld – und Nähe. Der Mere-Exposure-Effekt von Robert B. Zajonc (1968) zeigt, dass Menschen und Dinge, denen wir häufig begegnen, mit der Zeit vertrauter und sympathischer wirken. Auch in der Werbung wird dieser Effekt genutzt: Produkte, die regelmässig gezeigt werden, erscheinen uns attraktiver. Deshalb verlieben sich Freunde oft erst nach Jahren ineinander. Nähe schafft Vertrautheit. Kein Wunder also, dass aus einer kollegialen Arbeitsfreundschaft etwas Ernstes werden kann… wenn man sich genug oft im Pausenraum begegnet.

Caroline Fux dazu: «Vertrautheit reguliert das Nervensystem und entspannt uns. Der Spruch ‹ist mir ans Herz gewachsen› ist dafür ein gutes Beispiel. In der Liebe kann es sich eben lohnen, Geduld zu haben, weil Gefühle manchmal erst mit der Zeit entstehen.»

Ähnlichkeit verringert das Konfliktpotenzial

Gegensätze ziehen sich an? Vielleicht in Filmen. Im echten Leben ist es deutlich entspannter, wenn man sich einig ist, ob man lieber Wanderurlaub oder gechillte Strandferien macht. Laut Donn Byrne (1971) macht Ähnlichkeit das Leben leichter, weil sie Konflikte minimiert und Bestätigung liefert. Ob politische Ansichten, Musikgeschmack oder ob man gern Sport treibt: Paare, die sich ähneln, haben es oft entspannter.

Caroline Fux: «Ähnlichkeit bedeutet, dass man sich gegenseitig bestätigt und authentisch sein darf. Das sorgt für langfristige Harmonie. Wer sich ähnlich ist, kann mit einer Beziehung rechnen, die sich weniger wie ein ewiger Kompromiss anfühlt.»

Suche in der gleichen Attraktivitäts-Liga

Klar, Attraktivität spielt bei der Anziehung eine Rolle – aber meist nur zu Beginn der Dating-Phase. Denn wer glaubt, dass gutes Aussehen reicht, irrt. Die Matching-Hypothese von Elaine Walster et al. (1966) zeigt, dass Menschen sich oft Partner suchen, die ihnen in Sachen Attraktivität ähneln. Doch es wird auch nach der Ressourcenlage und inneren Werten entschieden. Evolutionär gesehen gilt Attraktivität als Hinweis auf Gesundheit und gute Fortpflanzungsfähigkeit.

Caroline Fux dazu: «Interessant ist, wie die Paar-Dynamik zwischen zwei Menschen aussieht, wenn sie unterschiedlich attraktiv sind. Hier kommen oft materielle Werte ins Spiel – vielleicht verfügt eine Person über mehr Geld oder Eigentum als die andere?»

Mal etwas Neues gemeinsam erleben

Routine ist der Tod jeder Beziehung – na ja, zumindest der Spannung. Laut Arthur Aron et al. (2000) hilft es, gemeinsam Neues zu erleben, um die Beziehung lebendig zu halten. Ein Wochenendtrip, ein Tanzkurs oder einfach mal ein neues Rezept zusammen ausprobieren – das Geheimnis liegt in der Abwechslung. Denn Neues schafft Aufregung und bringt frischen Wind in den Alltagstrott.

Caroline Fux: «Viele Paare verfallen in den Modus ‹If it’s not broken, don’t fix it›. Doch genau darin steckt die Gefahr: Wir könnten zu entspannt werden und die Beziehung auf Autopilot schalten. Gemeinsame neue Erlebnisse bringen frischen Wind, sorgen für aufregende Momente und stärken die emotionale Bindung. Sie lassen uns die Lebendigkeit und das Kribbeln der Verliebtheitsphase wieder spüren.»

Bindungstypen: Eher eifersüchtig oder gelassen?

Bindungsstile – sicher, ängstlich oder vermeidend – entwickeln sich in der Kindheit in der Beziehung zu den Eltern. Sicher gebundene Menschen haben laut der Studie von Cindy Hazan und Phillip Shaver (1987) oft stabilere und gesündere Partnerschaften. Ängstliche Personen empfinden zum Beispiel Verlustangst, ein geringes Selbstwertgefühl und sind eifersüchtig.

Caroline Fux: «Es ist nicht so einfach, wie es gewisse Instagram-Profile Bindungsstile darstellen. Unsicher gebundene Menschen können auch erfüllte Beziehungen führen. Der Schlüssel ist Kommunikation – und ein bisschen Verständnis für sich selbst und das Gegenüber.»

Das A und O: Kommunikation

«Wir reden einfach nicht mehr miteinander!» Dieser Satz fällt in Paartherapien wohl häufiger als jeder andere. Kommunikation ist die Superkraft einer Beziehung, aber eben keine angeborene Fähigkeit. John Gottman (1994) zeigt: Die Art, wie Paare Konflikte lösen, sagt viel darüber aus, ob sie langfristig glücklich sind. Reden, Zuhören, Verstehen – klingt einfach, ist aber harte Arbeit. Und übrigens: bessere Kommunikationsskills werden auch am Arbeitsplatz für mehr Harmonie sorgen.

Caroline Fux: «Wichtig ist, dass man regelmässig miteinander spricht. Und zwar nicht nur zwischendurch und über Organisatorisches, sondern sich auch für Tieferes Zeit nimmt. Es ist keine Selbstverständlichkeit, aber wer daran arbeitet, kann Konflikte lösen und die Verbindung zueinander stärken.»

Gemeinsame (Ferien-) Ziele

Leidenschaft ist schön, aber sie reicht nicht, wenn die Lebensziele in völlig andere Richtungen gehen. Wer gemeinsame Visionen teilt, hat mehr Chancen auf eine stabile Beziehung. Caryl E. Rusbult (1983) meint: Paare, die sich gegenseitig bei der Selbstverwirklichung unterstützen, schaffen eine tiefe Verbindung. Ob es um die Weltreise oder die gemeinsame Familienplanung geht – wer an einem Strang zieht, stärkt die Beziehung.

Caroline Fux dazu: «Ohne gemeinsame Ziele kann selbst der beste Sex die Beziehung langfristig nicht retten. Paare, die sich gegenseitig in ihrer Selbstverwirklichung unterstützen, haben die besten Voraussetzungen für eine glückliche Zukunft.»

Unterstützung? Leichter gesagt als getan!

Nichts ist wertvoller als ein «Ich liebe dich» in stressigen Zeiten. Es zeigt echtes Verständnis. Carolyn E. Cutronas (1996) Forschung weist nach, wie wichtig emotionale Unterstützung für eine stabile Beziehung ist. Dieses «Ich bin für dich da»-Gefühl entspannt nicht nur das Nervensystem, sondern stärkt auch das Vertrauen. Fehlt diese Unterstützung, kann das schnell zu Sprengstoff für die Partnerschaft werden – vor allem, wenn man sie bei jemand anderem findet.

Caroline Fux warnt: «Wenn emotionale Unterstützung fehlt, wird es gefährlich. Es lohnt sich aber auch, nach den Gründen zu fragen, warum das Gegenüber vielleicht nicht in der Lage ist, Hilfe zu geben.»

Caroline Fux

Psychologin & Paartherapeutin

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Die Sexologin Caroline Fux hat Psychologie und Linguistik an der Universität Zürich studiert. Sie schrieb fast zehn Jahre lang die Sex-Ratgeber-Kolumne beim Blick. Heute ist sie selbstständig und führt psychologische und sexologische Beratungen durch.

Impressum

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Illustration von zwei sich umarmenden Menschen
Legende:

Larissa Sterchi, Caroline Fux (Redaktion), Marc Heer (Design), Fabian Schwander (Frontend-Entwicklung).

«Alone Together» auf SRF Play und im TV

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Eine Drohnenaufnahme einer Insel mit dem Logo «Alone Together» und SRF in der Mitte.
Legende: SRF

Im neuen SRF-Format «Alone Together» treten vier potenzielle Paare ein Dating-Experiment an: Ausgewählt und «gematcht» von zwei Expertinnen, Caroline Fux und Esther Bischofberger, leben die Paare isoliert und ohne Ablenkung von der Aussenwelt gemeinsam auf ihrer eigenen kleinen Insel in Schweden. Während acht Tagen lernen sie sich kennen – und verlassen die Insel bestenfalls «together», oder «alone».

«Alone Together» läuft ab dem 14. Februar jeweils freitags um 21 Uhr auf SRF 1. Die ganze Staffel ist bereits verfügbar auf Play SRF.

Input, 12.02.2025, 15:00 Uhr ; 

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