Eine SAC-Hütte zu führen, kann äusserst fordernd sein. Eltern zu werden ebenso. Bei Nina Reinschmidt und Toni Flühmann kam beides zusammen. Die beiden führen die Tierberglihütte seit drei Jahren im Sommer und im Winter. Die Tierberglihütte steht auf einer Felskanzel hoch über dem Gadmertal am Steingletscher/Sustenpass auf 2795 m.ü.M.
Im ersten Winter waren sie zu zweit, im zweiten war Nina schwanger und im dritten war ihr Sohn Yannick gerade einmal fünf Monate alt. Wie das war, ohne fliessend Wasser, nur mit Solar-Strom und warum der Heli wegen Yannick einmal extra fliegen musste.
SRF: Wieso entscheidet man sich, mit einem Baby eine Hütte zu führen?
Nina Reinschmidt: *lacht* Eigentlich einfach, weil Toni selbst auch in der Hütte gross geworden ist. Zudem hat er immer gesagt, er wolle seine Kinder aufwachsen sehen und nicht ein Leben führen, in dem er arbeitet und ich mit den Kindern zu Hause bin. Darum war eigentlich von Anfang an klar: Wenn wir mal eine Hütte führen, kommt irgendwann auch die Familie. Wir sind auch nicht die ersten, die das machen. Wie gesagt, Toni ist so zusammen mit seinem kleinen Bruder aufgewachsen. Wir wussten: Es geht schon irgendwie.
Yannick ist nicht der beste Schläfer. Da kann ich gar nichts Positives dazu sagen. Also schliefen wir noch weniger als sonst schon.
Was hat sich am meisten verändert mit Yannick?
Sicher der Schlaf – der ist sonst schon Mangelware in der Hütte. Ich habe immer gesagt, wenn wir ein Baby hier oben haben, dann muss es schon schlafen können. Das Leben schreibt aber seine eigenen Geschichten und Yannick ist natürlich nicht der beste Schläfer. Da kann ich gar nichts Positives dazu sagen. Also schliefen wir noch weniger als sonst schon.
Das war die einzige Herausforderung?
Als Yannick noch nicht krabbeln konnte, ging es eigentlich sehr gut. Da Yannick aber sehr aktiv ist, hat er sehr schnell gelernt zu krabbeln. Seither sind wir schon auf eine zusätzliche Person angewiesen, die uns hilft. Das war aber erst im Sommer. Im Winter waren wir immer zu zweit.
War das nicht stressig?
Nein, einer hat auf Yannick aufgepasst und der andere die Gäste bewirtet. Im Winter sind das pro Tag zehn Gäste, am Wochenende sind wir meist ausgebucht mit 78 Leuten. Wenn es dann beide für den Hauptservice brauchte, ist Yannick einfach meist bei den Gästen gelegen. Da war er sehr glücklich, weil da lief was. Er war auch sehr beliebt. Es gab sogar Leute, die seinetwegen noch eine Nacht länger geblieben sind.
Wie habt ihr das mit dem Strom und Wasser gemacht?
Strom haben wir Solar-Strom. Obwohl der Winter nicht so schön war, hatten wir immer genug Strom. Fürs Wasser haben wir einen Regentank. Man muss mit beiden einfach sparsam umgehen.
Im März, wenn ihr die Hütte öffnet, dauert der Zustieg mit den Skiern sieben bis acht Stunden. Wie geht das mit einem Baby?
Das tue ich mir nicht an, wir sind geflogen. Zudem hatten wir einen Materialflug extra für all die Sachen wie Bettchen, Hocker, Wanne, Stillkissen, Wickelkommode, Spielzeug etc. mehr.
Und wie sieht eure Zukunft aus? Bereust du euere Entscheidung noch nicht?
Nein, es ist so schön da oben. Natürlich sind es viele Eindrücke und viel Tumult. Aber Yannick wird damit gross werden und die Hütte wird Teil seines Lebens sein.
Das Gespräch führte Sina Alpiger.