Die Medaillen
- 1. Beat Feuz (SUI) 1:42,69 Minuten
- 2. Johan Clarey (FRA) +0,10 Sekunden
- 3. Matthias Mayer (AUT) +0,16
Mit geballter Faust und sichtlich erleichtert blickte Beat Feuz nach seiner Zielankunft auf die Zeitanzeige – die grün aufleuchtete – und liess in Didier-Cuche-Manier seinen Ski durch die Luft wirbeln. Der Schangnauer hatte mit der Startnummer 13 auf der Olympia-Abfahrtstrecke namens «The Rock» den Ton angegeben. Seine Karten auf olympische Ehren in Form von Edelmetall standen insofern auch gut, als dass er mit Aleksander Kilde, Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer die meistgenannten Mitfavoriten zu diesem Zeitpunkt bereits hinter sich gelassen hatte. Letzterem luchste er die Führung dank schnellem Start und einem fulminanten Finish um 0,16 Sekunden ab.
Clarey lässt Feuz zittern
Und nach vielen langen Minuten bangen Wartens stand dann fest: Feuz ist auch in Peking der Monarch auf dem Thron der Königsdisziplin, darf sich erstmals Olympiasieger nennen und holte zudem das erste Edelmetall für die Schweiz in Peking. Für richtig viel Zittern bei Feuz sorgte einer der wenigen Fahrer, der noch um einige Routine mehr als der Schweizer verfügt: Der 41-jährige Johan Clarey, bereits auf der Streif vor wenigen Wochen überraschender Zweiter, hielt über die gesamte Distanz mit der Bestzeit mit. Im Ziel fehlte dem Franzosen eine Zehntelsekunde auf Feuz.
Nach Silber (Super-G) und Bronze (Abfahrt) 2018 in Pyeongchang hat der 34-Jährige nun einen kompletten Medaillensatz im reich bestückten Palmarès. Feuz ist der erst vierte Abfahrts-Olympiasieger aus der Schweiz nach Bernhard Russi, Pirmin Zurbriggen und Didier Défago. Apropos Zahlen: Die Startnummer 13 scheint Feuz besonderes Glück zu bringen. Bereits beim WM-Titel in St. Moritz fuhr er mit der vermeintlichen Unglückszahl über dem Renndress zu Gold.
Die weiteren Schweizer
- 7. Marco Odermatt +0,71
- 16. Niels Hintermann +1,39
- 25. Stefan Rogentin +2,26
Wenngleich er eine gute Leistung zeigte und beim Olympia-Debüt direkt ein Diplom ergatterte, hatte Marco Odermatt für einmal nichts mit dem Kampf um den Tagessieg zu tun. Der Nidwaldner, der bereits in den Trainings mit der Strecke in Yanqing Mühe bekundet hatte, verlor nach rund einer Fahrminute ohne sichtbaren Fehler viel Zeit, war letztlich aber nicht unzufrieden: «Im Weltcup hätte ich Rang 7 genommen, an Olympia ist das halt nichts wert.» Gerade das 3. Training habe ihm stark gefehlt.
Niels Hintermann und Stefan Rogentin vergaben alle Chancen bereits im oberen Streckenteil. Der Zürcher resümierte anschliessend selbstkritisch: «Dafür, dass ich die Schweiz an Olympia vertreten darf, war meine Leistung inakzeptabel. Da muss man nichts schönreden.» Der Bündner wiederum riskierte nach einem schweren Fehler nicht mehr das letzte Hemd.
Der Sturz und die Absage
Bereits nach der Startnummer 2 war es zu einem rund eine Viertelstunde dauernden Unterbruch gekommen. Dominik Schwaiger musste nach einem heftigen Abflug im unteren Abschnitt mit dem Rettungsschlitten abtransportiert werden. Der Deutsche zog sich eine Prellung am Unterarm und Ellenbogen zu. Den geplanten Start gar nicht erst wahrnehmen konnte Kjetil Jansrud. Der 5-fache Gewinner olympischer Medaillen hatte nach schwerer Knieverletzung sein Comeback in Peking angekündigt. Daraus wurde nun doch nichts.
Der Wind, der Architekt und dessen Hügel
Für einmal zeigte sich der Wind am Xiaohaituo gnädig. Waren die Trainings von Windböen geprägt und ein Rennen am Sonntag unmöglich gewesen, fanden die Fahrer am Montag nahezu windstille Bedingungen vor. Bei durchgehend bester Sicht stand so einem fairen Wettkampf nichts im Wege. Dies beobachtete, bestimmt mit einer wohlverdienten Portion Stolz, Bernhard Russi aus besonderer Position: Der Architekt der Piste machte es sich auf dem nach ihm benannten und mit einer Urner Fahne dekorierten «Russi's Rock» bequem.