Ein besseres Geschenk zum 22. Geburtstag gibt es nicht: Mathilde Gremaud gewann in Peking die Bronzemedaille bei der Big-Air-Premiere im Ski Freestyle just an diesem Tag. Ein Double Cork 1260 sowie ihr Paradesprung Switch Double Cork 1440 (ein rückwärts angefahrener Doppelsalto mit vier Schrauben) wurden mit 182,50 Punkten belohnt.
Die Aufs und Abs ihrer Sportart kennt Gremaud auch aus ihrer eigenen Karriere: 2016 debütierte sie 16-jährig im Weltcup, nur ein Jahr später gewann sie den Big-Air-Wettkampf bei den «X-Games Norway». Doch machte sie auch mit den Schattenseiten der risikoreichen Disziplin Bekanntschaft. Nur einen Tag vor dem Olympia-Slopestyle 2018 stürzte sie auf den Kopf, steckte den Schock aber weg und gewann sensationell Silber. Auch in dieser Saison erlebte sie verletzungsbedingt Rückschläge – sprang aber erneut auf das olympische Podest.
Einfachheit als Erfolgsrezept
Der Drang nach ständiger Progression und das Sprengen von Grenzen sind typisch für die Freestyle-Disziplinen. So stellte sich auch Gremaud im vergangenen Sommer in Frage und probierte neue Dinge aus. Die gewünschten Ergebnisse blieben allerdings aus.
Ich musste die Freude am Skifahren wiederfinden.
Nach 2 Stürzen auf den Kopf und einer leichten Gehirnerschütterung zog die Freiburgerin im späten Herbst die Konsequenzen: «Im Dezember wurde mir klar, dass ich auf dem falschen Weg bin. Ich beschloss daraufhin, zu mehr Einfachheit zurückzukehren. Ich musste die Freude am Skifahren wiederfinden.»
Tränen des Glücks
Mit der wiedergefundenen Freude legte die 22-Jährige den Grundstein zum Bronze-Erfolg im Big Air und fügte ihrem ohnehin schon beeindruckenden Palmarès (3 Mal Gold an den X-Games, Silber im Slopestyle 2018) ihre 2. Olympia-Medaille hinzu. Zu Tränen gerührt, erklärte sie nach dem Wettkampf: «Ich bin sehr bewegt. Ich habe alles gegeben und bin überwältigt davon, was ich erreicht habe.»
Sie arbeitet so hart und verdient es so sehr.
Teamkollegin Sarah Höfflin, die vor 4 Jahren im Slopestyle vor Gremaud Gold gewonnen hatte und heuer 6. wurde, verlieh ihrer Freude über den Erfolg Gremauds ebenfalls Ausdruck: «Ich fühle einfach nur Stolz für Mathilde. Sie arbeitet so hart und verdient es so sehr. Ich bin wirklich glücklich für sie.»
Gremaud vom hohen Niveau beeindruckt
Nur die Chinesin Eileen Gu (Gold) und die Französin Tess Ledeux erreichten im Big-Air-Final bessere Werte als Gremaud. Auch die weiteren Athletinnen sorgten für einen hochstehenden Wettkampf. Dies beeindruckte auch die zweifache Olympia-Medaillengewinnerin Gremaud: «Das Niveau der besten Frauen vor vier Jahren hätte vielleicht nicht einmal ausgereicht, um hier in den Final zu kommen.» Die Besten hätten Tricks gezeigt, die sie zuvor noch nie gesehen habe. «Jeder ist an seine Grenzen gegangen. Es war ein Krieg», fügte sie an.
Der von Gremaud betitelte «Krieg» könnte seine Fortsetzung bereits am Sonntag finden. Dann steht die Qualifikation im Slopestyle auf dem Programm. Gremaud zählt erneut zu den Favoritinnen auf eine Medaille.