Nach dem ersten von drei geplanten Abfahrtstrainings herrschte im Kreis der Fahrer Einigkeit. Kritische Voten waren keine zu hören. Die neue, gut drei Kilometer lange Strecke mit knapp 900 Höhenmetern überzeugte, auch wenn das erste Üben nicht viel mehr war als eine Besichtigungsfahrt. Fast mehr als die Strecke wurde der Wind zum Thema, der auch an den folgenden Tagen Einfluss nehmen könnte. Stimmen die Prognosen, wird er am Wochenende an Stärke noch zulegen.
Von der Topografie her ist es keine schwierige Abfahrt. Aber es wird schwierig sein, hier schnell zu sein.
Die Abfahrer betraten am Donnerstag am Berg Xiaohaituo Neuland. Die Besichtigung vor dem Training war der erste Kontakt mit der Strecke, auf der am Sonntag der Abfahrts-Olympiasieger gekürt wird. Wenn überhaupt, konnten zuvor erste Eindrücke lediglich anhand von Video-Luftaufnahmen, gedreht mit einer Drohne, gewonnen werden.
Fehler könnten fatal sein
Passagen, die Überwindung erfordern, gibt es keine. «Von der Topografie her ist es keine schwierige Abfahrt. Aber es wird schwierig sein, hier schnell zu sein», sagte Niels Hintermann. Der Zürcher konstatierte zudem, dass der Wind «eine riesige Rolle» spiele.
Fehler könnten sich fataler auswirken als anderswo. Verlorene Geschwindigkeit wieder aufzubauen, dürfte zur grossen Herausforderung werden. Auch Marco Odermatt hob hervor, dass «es wichtig sein wird, den Speed von oben bis unten mitzunehmen». Für Beat Feuz hat die Strecke «mehr oder weniger alles drin, was es braucht».
Die im ersten Training gewonnenen Eindrücke passen gut zu den ersten Erfahrungen, die die Fahrer in den Tagen seit ihrer Ankunft in China gemacht haben. Odermatt fühlt sich sehr wohl. Für den Gesamtweltcup-Leader ist «alles viel besser als erwartet». Selbst Feuz, der Veranstaltungen in Ländern ohne Tradition im Skirennsport eigentlich nicht viel Positives abgewinnen kann, sieht keinen Grund zum Klagen. «Die Organisation rund herum funktioniert. Die Anreise ist gut verlaufen, die Unterkunft passt. Uns geht es nicht so schlecht hier.»
Russis Vergleich mit der «Birds of Prey»
Derart euphorisch wie der abtretende Pistenbauer Russi mochte Feuz dann aber doch nicht werden. Der Urner hatte bei seiner Einschätzung der Strecke den Vergleich mit der «Birds of Prey» in Beaver Creek, Colorado, gezogen – oder zumindest Ähnlichkeiten ausgemacht. «In Beaver Creek geht es schon noch etwas anders zur Sache.»
Und was ist mit «Kitzbühel von China», wie Russi die Strecke in Yanqing wohl nicht ganz ernst gemeint auch genannt hat? «Da gebe ich ihm recht. Eine bessere Abfahrtspiste findest du in China mit Sicherheit nicht», sagte Feuz grinsend.