Die Eiskunstläuferin Kamila Waljewa ist Ende Dezember 2021 bei den nationalen Titelkämpfen in St. Petersburg positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin getestet worden. Die am Donnerstag aufgetauchten Gerüchte wurden durch die Internationale Test-Agentur ITA bestätigt.
Da der betreffende Test ausserhalb der Olympischen Spiele stattgefunden hat und damit in erster Linie die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA dafür zuständig ist, entwickelt sich ein juristisches Gezerre. Die RUSADA hob nach dem Erhalt des Befundes die am Dienstag ausgesprochene Suspendierung nach einem Einspruch Waljewas bereits wieder auf.
Das Internationale olympische Komitee IOC geht allerdings dagegen vor und will vor dem Internationalen Sportgericht TAS das Startrecht der Russin im Einzel-Wettbewerb überprüfen lassen.
IOC drängt auf schnelle Klärung
Das IOC hat kein Interesse daran, dass daraus eine juristische Hängepartie entsteht. Es drängt deshalb auf eine rasche Klärung, um den Schaden von den Spielen in Peking abzuwenden. Nun ist der TAS an der Reihe.
Das russische Olympia-Team ROC hält dieses Vorgehen nicht für rechtens. «Die Dopingkontrolle eines positiv getesteten Athleten gilt nicht für den Zeitraum der Olympischen Spiele», hiess es in einer Erklärung. Waljewa habe nach dem positiven Test am 25. Dezember 2021 wiederholt Dopingkontrollen bestanden – unter anderem bereits in Peking während des Teamwettbewerbs. «Alle Ergebnisse sind negativ gewesen», so das ROC.
Sarah van Berkel: «Sie wurde im Stich gelassen»
Erschüttert über die Ereignisse zeigte sich Sarah van Berkel-Meier, die für SRF als Expertin die Eiskunstlauf-Bewerbe begleitet. «Natürlich trägt man auch in diesem Alter eine gewisse Verantwortung, doch man muss seinem Team vertrauen können», schrieb die Europameisterin von 2011 auf Facebook. Sie findet, die erst 15-Jährige sei von ihrem Team im Stich gelassen worden.
«Ich hoffe, dass in allererster Linie ihr Team (Trainer, Ärzte) sehr hart bestraft wird.» Auch zum Thema Doping im Eiskunstlauf hat Van Berkel eine klare Meinung. «Für alle diejenigen, die sagen, Doping nütze ja im Eislaufen nichts: falsch.» Man könne pro Tag 100 statt 80 Sprünge trainieren, ohne müde zu werden. Über Jahre mache das wohl einen Unterschied.
Russlands Sport erneut in Verruf
Begonnen hatte der Wirbel, als die Organisatoren der Spiele in Peking die eigentlich für Dienstag geplante Medaillen-Zeremonie für den Team-Wettbewerb ohne Angabe weiterer Gründe absagten. Die 15-jährige Waljewa hatte tags zuvor das russische Team zum Olympiasieg geführt. Im Einzel-Wettbewerb der Frauen, der nächste Woche stattfinden wird, tritt die Europameisterin als eine der Favoritinnen an.
Brisant ist der Fall auch, weil Russlands Sportler wegen des staatlich organisierten Dopingbetrugs 2014 in Sotschi erneut unter besonderer Beobachtung stehen. Das Land ist wie bei den Sommerspielen in Tokio erneut gesperrt, für die Athleten und Athletinnen darf weder die russische Hymne gespielt noch ihre Flagge gehisst werden.