Plötzlich ging es für Nino Niederreiter ganz schnell. Der Bündner sass in Phoenix im Bus, als ihn die Nachricht erreichte, dass er von seinem Team, den Nashville Predators, zu den Winnipeg Jets transferiert worden sei. Mitreden konnte er beim Wechsel nicht, sein Vertrag, der ihm 4 Millionen Dollar pro Jahr einbringt, wurde einfach übernommen – NHL-Business eben.
«Als ich den Bus verliess, stand die ganze Mannschaft dort, um mich zu verabschieden», so Niederreiter. Später traf er seinen Teamkollegen Roman Josi noch in dessen Hotelzimmer. «Wir mussten beide etwas weinen. Wir waren schockiert, es war sehr emotional.» Für den Bündner sei es immer ein Traum gewesen, einmal mit Josi zusammenzuspielen. Das habe nun immerhin für fast eine Saison geklappt.
Doch gross Zeit für Sentimentalitäten hatte der 30-Jährige nicht. «Die ersten paar Stunden bist du eigentlich ständig am Telefon», weiss Niederreiter zu berichten. Alte Mitspieler, neue Teamkollegen, das Management oder der neue Coach – alle würden anrufen. «Ausserdem muss man noch alles organisieren. Ich realisierte beispielsweise, dass ich meinen Pass nicht dabei hatte und musste erst nach Nashville, bevor ich die Reise nach Winnipeg antreten konnte.»
«In Nashville hatte ich gerade einmal 5 Stunden Zeit, meine Wohnung zu räumen», erklärt der Schweizer. Am Abend reiste er in Richtung Kanada – 24 Stunden zuvor war Niederreiter noch mit seinen mittlerweile ehemaligen Teamkollegen Josi, Filip Forsberg und Mattias Ekholm beim Abendessen.
In Winnipeg machte der Bündner gleich im ersten Spiel Eindruck – trotz der Niederlage im Penaltyschiessen gegen die Los Angeles Kings. Er liefert sich auf dem Eis eine Schlägerei. Um gleich Eindruck zu schinden? Niederreiter schmunzelt: «Das kann in jedem Spiel passieren. Aber vielleicht ist es gut, ich konnte gleich zeigen, dass ich für meine Teamkollegen da bin.»
Playoffs im Fokus, WM im Hinterkopf
Sportlich bietet der Wechsel für Niederreiter durchaus Chancen. Winnipeg darf noch mit einer Playoff-Teilnahme liebäugeln – im Gegensatz zu Nashville, das sich deshalb einer Verjüngungskur verschrieben hat. «Es ist ein gutes Team, da ist vieles möglich.»
Vielleicht zum Leidwesen der Nationalmannschaft, die dann an der WM nicht oder erst spät auf den wuchtigen Stürmer zählen könnte. Dass er im Falle des Ausscheidens einem WM-Aufgebot Folge leisten würde, daran lässt der Churer jedoch keine Zweifel. «Wenn es die Chance gibt, gehe ich immer gerne», betont er. «Aber erst mal liegt der Fokus auf den Playoffs.»