Eishockey ist die grosse Passion von Stefan Hürlimann. Seine Liebe zu diesem Sport geht so weit, dass sich der gebürtige Schwyzer nach dem Ende seiner Spielerkarriere im Frühling 2017 dazu entschloss, eine Laufbahn als Referee einzuschlagen. 6 Jahre sind inzwischen vergangen, und Hürlimann hat sich in der National League längst als Head-Schiedsrichter etabliert.
Der jüngste Höhepunkt seines steilen Aufstiegs war die erstmalige Nomination für die A-Weltmeisterschaft. SRF Sport traf Hürlimann in Riga an der Eishockey-WM 2023 zum Interview.
SRF Sport: Die ersten 3 WM-Einsätze liegen hinter Ihnen. Was sind Ihre Eindrücke?
Stefan Hürlimann: Es ist ein Riesenevent, die ganze Organisation und alles drumherum ist sehr gross. Es macht unheimlich viel Spass, dass ich dabei sein darf. Die ersten Partien liefen gut, ich freue mich schon auf die nächsten Einsätze.
Am Montag durften Sie das Spiel zwischen Gastgeber Lettland und Tschechien leiten. Die Stimmung im Stadion war herausragend, wenngleich die heimischen Fans nicht immer mit den Schiedsrichtern einverstanden waren. Können Sie solche Spiele geniessen oder erschwert das Ihren Job?
Diese Partie war super. Die Spieler haben sehr gut mitgemacht, deshalb empfand ich auf dem Eis nur wenig Stress. Speziell an der Ambiance gefällt mir hier, dass die Fans sehr friedlich miteinander umgehen. Man sitzt nebeneinander, feiert gemeinsam; fast ein bisschen wie am Spengler Cup.
Welches sind die grössten Unterschiede für Sie als Schiedsrichter zwischen einem WM-Spiel und dem Liga-Alltag in der Schweiz?
Diskutiert man strittige Szenen nach dem Spiel noch mit dem involvierten Spieler?
Das hängt jeweils von der Situation ab. Aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man am meisten Ansehen bei den Spielern hat, wenn man offen und ehrlich mit ihnen kommuniziert.
Nun da Sie beide Seiten kennen: Wie hat sich Ihre Sicht auf den Job der Referees über die Jahre verändert?
Hätten Sie vor 6 Jahren gedacht, dass Sie sich als Head-Schiedsrichter so schnell auf der WM-Bühne präsentieren dürfen?
Gedacht nicht, aber sicher insgeheim gehofft. Der Moment, als ich vom WM-Aufgebot erfuhr, war der Hammer! Die meisten Referees müssen viel mehr Turniere machen, bis sie an eine WM dürfen. Bei mir ging es sehr schnell, worauf ich stolz bin. Nun will ich allen – auch mir selbst – beweisen, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann.
Wie lautet Ihr Ziel für den Rest der WM?
Ich möchte so viel wie möglich profitieren und von den erfahrenen Kollegen lernen. Ein konkretes Ziel habe ich mir nicht gesetzt. Aber klar will ich so weit wie möglich kommen. Im Final pfeifen nur 4 Leute. Es wäre wohl etwas frech, das als Ziel auszurufen. Aber «nein» würde ich dazu natürlich nicht sagen.
Und Ihre Ambitionen über die WM hinaus?
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen, ganz klar. Crosby oder Owetschkin nochmals zu begegnen, wäre sehr spannend. An der U18- und U20-WM habe ich noch gegen sie gespielt. Als Schiedsrichter mit ihnen auf dem Eis zu stehen, wäre unglaublich cool.
Das Gespräch führte Marco Löffel, Riga.