Der Final der Champions League 1997 – es war ein Endspiel der vielen Geschichten. Etwa jene des damals 20-jährigen Lars Ricken, der nur Sekunden nach seiner Einwechslung mit dem ersten Ballkontakt das vorentscheidende 3:1 erzielte. Oder die von Sturm-Legende «Kalle» Riedle, der gegen ein überlegenes Juventus die ersten beiden Gelegenheiten in 2 Tore ummünzte. Ein Final, an dessen Ende der Überraschungstriumph Borussia Dortmunds über das grosse Juve stand.
Mittendrin statt nur dabei war damals Stéphane Chapuisat. Der BVB-Legionär avancierte vor 27 Jahren in München zum ersten Schweizer, der den «Henkelpott» in den Nachthimmel stemmen durfte. «Chappi» erinnert sich: «Alle wollten Tickets. Um etwas Ruhe zu haben, sind wir schon zwei Tage vorher nach München gefahren.» Das Ziel war dem Underdog-Status zum Trotz der Titel: «Bei uns im Team waren Welt- und Europameister. Sie hatten diese deutsche Mentalität immer gewinnen zu wollen.»
In der Partie lief es dann wie nach Mass. Die vorübergehende Überlegenheit von Juventus konterte der BVB mit einem Riedle-Doppelschlag (29./34.). «Wir wussten, dass wir nicht viele Chancen kriegen werden. Dass wir gleich die ersten beiden genutzt haben, war ein Riesenvorteil», schildert Chapuisat. Spannung kam noch einmal auf, als Alessandro Del Piero herrlich per Hacke den Anschlusstreffer der Italiener besorgte. Dortmund-Trainer Ottmar Hitzfeld reagierte, nahm Riedle und Chapuisat vom Feld, Ricken kam.
Mit dem Bier im Whirlpool realisiert
16 Sekunden später beruhigte der Youngster vor 59'000 Fans die deutschen Nerven. Da sei auch Chapuisat auf der Bank bewusst gewesen: «Es kann nichts mehr schieflaufen.» Den Triumph wirklich realisieren konnte er dann aber erst in den Katakomben des Münchner Olympiastadions, «beim Bier trinken im Whirlpool».
27 Jahre später will Dortmund den Triumph wiederholen. Die Parallelen sind offensichtlich: Heute wie damals tritt der BVB als Underdog im Final auf, steht abermals trotz bescheidener Meisterschaft im grössten aller europäischen Klubspiele. Auch Chapuisat wird das Duell in Wembley mit Real Madrid mitverfolgen.
Wem Nati-Legende und YB-Chefscout Chapuisat die Daumen drückt, ist keine Überraschung: «Mit Dortmund erlebte ich viele schöne Momente. Ich hoffe, dass ich so einen schönen Moment auch als Fan erleben darf.»