Olivier Giroud kniete sich nach seinem Torjubel hin, nahm den Fuss von Rafael Leao auf sein Knie und deutete an, seinem Teamkollegen die Schuhe zu putzen. Verdient hatte dies Leao durchaus. Vollendete Giroud zwar zum 1:0 für Milan und stiess damit die Champions-League-Halbfinal-Tür ganz weit auf, wäre dies ohne das Meisterstück des 23-jährigen Portugiesen zuvor gar nicht möglich gewesen.
Leao sorgte mit seiner Vorlage gegen Napoli für die beste Szene des CL-Abends. Als wäre es das Einfachste der Welt, sprintete er bei einem Konter mit dem Ball am Fuss von tief aus der eigenen Hälfte bis in den gegnerischen Strafraum. Drei Gegenspieler des designierten Meisters hängte er ab, die finale Vorlage vors Tor passte und Giroud musste nur noch einschieben.
Leao endlich wieder in Topform
Obwohl der Name Giroud damit am Ende aufs Matchblatt kam, sind das Tor und die Lorbeeren eigentlich dem Flügelspieler anzurechnen. Leao wurde auch bereits mit einem ganz Grossen verglichen: Die Aktion des 23-Jährigen erinnert die Milan-Tifosi sehr an eine Aktion von Ruud Gullit just in jenem Napoli-Stadion 1988, die mit einem Tor von Marco van Basten gekrönt wurde und die Milan zum Meistertitel verhalf.
Das Tor vom Dienstag ist tatsächlich wie eine Kopie von 1988, gab auch Leao im TV-Interview zu. «Ich weiss, dass ich den Unterschied machen kann», ergänzte er. Das Lob dürfte dem Portugiesen guttun, erlebte er doch eine Saison mit einigen Schwächephasen. Doch pünktlich zur wichtigsten Phase im Europacup scheint der letztjährige Spieler des Jahres in der Serie A seine Topform wiedergefunden zu haben.
«Ich will weiter träumen, von ganz oben», sagte Leao. «Wir wollen die Champions League gewinnen und sind nun kurz davor.» Milan steht erstmals seit 16 Jahren wieder im Halbfinal. Damals, 2007, krönten sich die Italiener am Ende auch mit dem Titel.