Der zweite Gegentreffer in allerletzter Sekunde hat die anfängliche Euphorie über Union Berlins erste Teilnahme an der Champions League in Enttäuschung verwandelt. «Das war eine ganz bittere Niederlage. Man fragt sich schon, wie viele Schläge man einstecken kann», sagte ein sichtlich deprimierter Urs Fischer nach dem späten Tor zum 2:3 gegen Braga.
Wie vor zwei Wochen bei der 0:1-Niederlage bei Real Madrid fiel auch bei der stimmungsvollen Heimpremiere in der «Königsklasse» der entscheidende Gegentreffer mit der letzten Aktion des Spiels. «Es gilt, auch nach diesem Schlag aufzustehen», so Fischer. Der 57-jährige Zürcher muss seine Mannschaft nicht nur wegen der beiden Niederlagen in der europäischen Königsklasse aufrichten – das 2:3 gegen Braga war bereits die sechste Pflichtspiel-Pleite in Folge.
«Auf diesem Niveau reicht das nicht»
Für Fischer ist es eine ungewohnte Situation: Seit der Zürcher 2018 das Amt in Berlin übernommen hatte, ging es stets aufwärts: Aufstieg in der Premieren-Saison, die Ränge 11, 7, 5 und 4 in der Bundesliga. Kurze Baissen gab es selbstredend auch in den vergangenen Jahren, mehr als vier Mal in Folge hatte Fischers Team aber nie verloren.
Gegen Braga war Fischer mit der Mannschaftsleistung eigentlich zufrieden, vermisste nur den richtigen Zugriff in der Defensive. «Kurz vor der Pause ein Standard, kurz nach der Pause ein Standard. Bei den Gegentoren haben wir nicht gut verteidigt. Auf diesem Niveau reicht das nicht», sagte Fischer, der die Zuordnung bei seinen Spielern vermisste: «Es gilt, einen Auftrag zu erfüllen.»
Am Samstag wartet Dortmund
Aber auch die Offensivspieler um Doppeltorschütze Sheraldo Becker, der mit den ersten Toren von Union in der Champions League die Hoffnungen auf den Sieg weckte, mussten sich Kritik vom Trainer gefallen lassen: «Wir hatten zahlreiche Möglichkeiten, um mehr als zwei Tore zu schiessen.» Bereits vor den ersten Treffern (30./37.) vergab Union einige Chancen und auch nach dem 2:2 «wieder drei hundertprozentige Möglichkeiten. Und am Schluss fragst du dich: wieso?»
Ein Grund ist neben den sportlichen Fehlern während den Partien auch der Ausfall der verletzten Führungsspieler Robin Knoche und Rani Khedira. Deren Fehlen können auch die erfahrenen Neuzugänge Robin Gosens und Leonardo Bonucci nicht ausbügeln, weil sie die Abläufe noch nicht genau kennen und Fischer nicht zum Üben kommt. «Wir haben zurzeit keine Zeit zu trainieren», sagte Fischer auch im Hinblick auf den Liga-Alltag.
Die Aufgabe dort wird nicht einfacher. Am Samstag sind die «Eisernen» zu Gast in Dortmund. Dort droht der nächste Schlag, nach dem Union wieder aufstehen muss.