«Er hat mich gebissen! Ich habe noch immer einen Abdruck des Bisses. Der Schiedsrichter hätte pfeifen und ihm die rote Karte zeigen müssen», tobte Italiens Verteidiger Claudio Chiellini nach der Partie gegen Uruguay. Der Juventus-Spieler war in der 79. Minute von Uruguays Luis Suarez nach einem Rencontre in die Schulter gebissen worden - offenbar unbemerkt vom gesamten Schiedsrichter-Team. Zwei Minuten später, die Italiener hatten sich wohl noch nicht völlig beruhigt, fiel das entscheidende Kopftor durch Diego Godin.
Der Wiederholungstäter
Suarez, begnadeter Torschütze und unbelehrbares «enfant terrible», hat damit einmal mehr für einen Skandal gesorgt. 2010 sorgte er in Südafrika im Viertelfinal gegen Ghana mit seiner «Hands-Parade» auf der Torlinie für heisse Köpfe, bei Ajax Amsterdam (2010) und Liverpool (2013) fiel er schon durch Bissattacken und rassistische Äusserungen negativ auf. Total 25 Spielsperren kassierte der 27-Jährige für seine Eskapaden.
Der Biss gegen Chiellini könnte für Suarez ein Nachspiel haben. Die FIFA hat ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der Stürmer und der uruguayische Verband haben bis heute Mittwochabend um 22 Uhr Schweizer Zeit die Möglichkeit, «ihre Position und jegliche Beweisdokumente, die sie als relevant erachten, darzulegen».
Keine WM der Moral
Uruguays Coach Oscar Tabarez gab zu Protokoll, er habe die Szene nicht gesehen und wolle es sich zuerst am TV anschauen. Suarez sei in seiner Karriere schon gesperrt worden und versuche seither, ein anderes Bild von sich zu zeichnen, verteidigte Tabarez seinen Topskorer. Zudem sei man hier an einer Fussball- und nicht an einer Moral-WM, so Tabarez weiter.
Für Tabarez stand – begreiflicherweise – die Qualifikation seines Teams für die Achtelfinals im Mittelpunkt: «Das ist ein grossartiges Gefühl. Wir sind eine Nation mit einer kleinen Bevölkerung und wenig Fussballspielern, verglichen mit Deutschland oder Brasilien. Daher ist es etwas Besonderes.»
Prandelli klagt und geht
Italiens Coach Cesare Prandelli nahm die Schuld für die Niederlage auf sich und gab seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Er bezeichnete die Attacke von Suarez als «Schande» und beklagte sich über den schweren Spielplan mit zwei Partien um 13:00 Uhr Ortszeit. Als sozusagen letzte Amtshandlung sprach sich Prandelli für die Einführung des Video-Beweis ein: «Auf diesem Level brauchen wir dringend mehr Ressourcen, um Fehler zu vermeiden», meinte er mit Blick auf den Suarez-Biss.
Sendebezug: SRF zwei, FIFA WM 2014 live, 24.6.2014, 18:00 Uhr.