Den Auftakt in die WM in Katar hatte Argentinien mit einem 1:2 gegen Saudi-Arabien sensationell vergeigt. So hiess es trotz 3 Punkten gegen Mexiko im letzten Gruppenspiel gegen Polen: verlieren verboten. Selbst ein Remis war keine Achtelfinal-Garantie. Und so drückten die Argentinier in Powerplay-Manier auf den Führungstreffer. Doch Polens Wojciech Szczesny schien unüberwindbar. Der designierte Heilsbringer der «Albiceleste», Lionel Messi, scheiterte etwa per Penalty. Zur Pause hiess es immer noch 0:0.
So war es Alexis Mac Allister vorbehalten, die Südamerikaner direkt nach dem Seitenwechsel mit dem 1:0 in ruhigere Gewässer zu führen – und sich selbst ins Scheinwerferlicht. Mit ihm, der die Pleite gegen Saudi-Arabien von der Bank aus hatte verfolgen müssen, ging es für den zweifachen Weltmeister unübersehbar aufwärts. Im Viertelfinal gegen die Niederlande absolvierte Mac Allister die vollen 120 Minuten. Auch im Halbfinal gegen Kroatien dürfte er nach starken Leistungen gesetzt sein.
Viele hatten den 23-Jährigen mit dem so gar nicht lateinamerikanischen Nachnamen im Vorfeld nicht auf dem Zettel gehabt. Dabei sind die Mac Allisters eine Institution in Fussball-Argentinien: Seine Brüder sind ebenfalls Profis und kicken noch in der Heimat; Innenverteidiger Kevin – wie einst Alexis – für die Argentinos Juniors, Mittelfeldmann Francis bei Rosario Central.
Dies galt auch für Onkel Patricio und Vater Carlos. Letzterer war ebenfalls Nationalspieler der «Gauchos». Die WM 1994 in den USA verpasste er denkbar knapp. Eine Woche vor Turnierbeginn wurde Carlos Mac Allister aus dem Kader gestrichen, immerhin fand er Einzug ins damalige Panini-Album. Der einstige Mitspieler von Diego Maradona sieht nun, wie sein Sohn Messi den Rücken freihält. Wie er sich Bälle zwischen beiden Strafräumen erkämpft, das Spiel orchestriert.
Dabei ermöglichte erst das verletzungsbedingte Out von Giovani Lo Celso die derart zentrale Rolle von Mac Allister Junior, der das argentinische Trikot vor der WM nicht einmal 400 Minuten getragen hatte. Dass es beinahe nicht für eine Kadernomination gereicht hätte, steht sinnbildlich für eine kaum jemals gradlinig verlaufende Karriere. Nach seinem Wechsel Anfang 2020 zu Brighton and Hove dauerte es fast ein Jahr, bis er zum Stammspieler wurde.
Sein erstes Aufgebot für Argentiniens A-Nati verlief ebenfalls nicht ganz reibungslos: Messi erstmals zu treffen, trieb ihm derart die Schamesröte ins Gesicht, dass ihn die anderen im Team umgehend «Colo» nannten – also «Rotgesicht». Doch «La Pulga» schritt ein und befahl: «Er mag es nicht, also nennt ihn nicht so!»
Mac Allister feiert übrigens an Heiligabend seinen 24. Geburtstag. Gerne täte er dies als Weltmeister. Zumindest in seiner Heimat wäre er dann in der Adventszeit für einmal präsenter als sein Beinahe-Namensvetter Kevin «Allein zu Haus» McCallister.