Wer Fabian Rieders Auftritte beim VfB Stuttgart mit einem Wort beschreiben müsste, käme kaum auf «Rookie». Zu abgebrüht präsentiert sich der 22-jährige Nati-Spieler, zu gross ist die Verantwortung, die er seit seiner Ankunft Anfang Saison am Neckar übernimmt. Doch genau diese Leistungen sorgen dafür, dass die Deutsche Fussball Liga (DFL) ihn als einen von drei Akteuren zur Wahl zum «Rookie des Monats September» in der Bundesliga vorgeschlagen hat. Fans, Experten und Klubs können ihre Stimme für Rieder, Bayerns Michael Olise oder Kaua Santos von Frankfurt abgeben.
Am Freitagmorgen, einen Tag vor dem Serbien-Spiel der Nati im Rahmen der Nations League, winkt Rieder also ein Aufwachen mit einer schönen Würdigung. Er weiss, wie er sich diese Meriten verdient hat: «Ich konnte schon in den ersten sechs Spielen meine Qualität beweisen. Ich bekomme immer meine Minuten, bin sehr gut integriert im Team. Der Trainer ist sehr zufrieden.»
Der angesprochene Sebastian Hoeness betont: «Wir erwarten uns viel von ihm.» Die Wertschätzung ist gegenseitig: «Hoeness ist für mich Weltklasse. Er ist wie der ganze Staff sehr kommunikativ, sehr klar in seinem Plan», schwärmt Rieder.
Er trifft, erobert und bereitet vor
Rieders Einfluss schlägt sich auch in Zahlen nieder:
- Beim 3:1-Sieg über Gladbach steuerte er zwei Assists bei.
- Gegen Mainz (3:3) traf er per Freistoss und setzte einen weiteren ruhenden Ball an die Latte.
- Zudem eroberte er bislang nach Verteidiger Maximilian Mittelstädt die zweitmeisten Bälle beim VfB und legte die drittmeisten Torschüsse auf.
Die Leihe – Stuttgart besitzt eine Kaufoption – ist also bis anhin ein voller Erfolg. Zumal sein Engagement in Rennes zunehmend kompliziert wurde. Für 15 Millionen war er im Sommer 2023 von YB nach Frankreich gewechselt. Nach vielversprechendem Beginn wurde er im Herbst aus der Stammelf rotiert. Weil der neue Trainer Julien Stéphan auf nur noch zwei statt drei zentrale Mittelfeldspieler setzte. Im Winter erlitt der Berner dann auch noch einen Mittelfussbruch. Von einem verlorenen Jahr will Rieder dennoch nicht sprechen, er habe sich in der Bretagne weiterentwickelt.
Verantwortung übernehmen – «im entsprechenden Rahmen»
Dann kam die EM in Deutschland, die überaus starken Leistungen. Rieder gehörte in einer erfreulichen Schweizer Nati gar zu den grössten positiven Überraschungen. Er weiss, dass seine Auftritte im Nati-Dress nebst dem VfB auch etlichen DFB-Kickern auffielen. Das habe durchaus dabei geholfen, nun mit nur 22 Jahren schon Verantwortung übernehmen zu können. «In einem entsprechenden Rahmen», ergänzt Rieder, der trotz viel Selbstvertrauen kein Lautsprecher ist.
Via Nati und EM-Flow wurde der Mittelfeld-Motor zur zuverlässigen Stütze bei Stuttgart. Nun soll es umgekehrt laufen; also die Einsätze in Bundesliga und Champions League ihn mit soviel Rückenwind ausstatten, dass er dabei mithilft, das Nationalteam zurück auf Kurs zu bringen. Nach Niederlagen in den ersten beiden Nations-League-Partien sind nun Resultate gefordert.
Zunächst schon beim brisanten Duell in Serbien, dann gegen Dänemark. Rieder erklärt: «Das sind emotionalere Spiele, bei denen man vielleicht noch einige Prozente herausholt, aber für uns stehen Punktgewinne im Vordergrund.» Er tönt dabei so gar nicht wie ein «Rookie».