Als Servettes Alex Schalk nach seinem Führungstreffer im «Derby du Rhône» den heimischen Sion-Fans den Mittelfinger entgegenstreckte, konnte es ihm noch nicht bewusst sein: Dass diese Geste am Ende der Partie das kollektive Teamgefühl der Genfer widerspiegeln würde. Einmal mehr war der Aufsteiger die bessere Equipe gewesen, wieder war der Lohn ein bescheidener.
So musste Trainer Alain Geiger im Interview nicht zum ersten Mal einen vermeidbaren, folgenschweren Fehler erklären (Sions Ausgleich war per Penalty gefallen). Anschliessend meinte er in einem Anflug von Resignation: «Wir haben das Optimum herausgeholt. Unsere Klasse reicht nicht, um ein 1:0 über die Zeit zu bringen.»
Womit sich auch die Frage stellt, in welche Richtung sich die mit vielen Vorschusslorbeeren bedachten «Grenats» orientieren (müssen). Die spielerische Klasse ist den Teams der unteren Hälfte in der Zwei-Klassen-Gesellschaft Super League mindestens ebenbürtig. Andererseits liegt man nach Budget und Marktwert auf einem Abstiegsrang. Nach furiosem Saisonstart gab es zuletzt noch 3 Punkte in 6 Partien, dazu das Cup-Out gegen GC. Über 2 Monate ist der letzte Sieg her.
... und dann kommt YB
Just in dieser Phase der Ungewissheit gastiert Leader YB im Stade de Genève. 7 Pflichtspielsiege de suite und ein Torverhältnis von 23:6 lassen die Berner Brust noch breiter anschwellen. Mut macht aus Genfer Sicht, dass das 1:1 in der 1. Runde in Bern zu den stärksten Auftritten der Servettiens gehörte. Und ganz unoptimistisch ist Geiger dann doch nicht: «Ich weiss und spüre, dass nicht viel fehlt. Wir brauchen Zeit, dann wird unsere Arbeit Früchte tragen.»
Eine Niederlage gegen den Meister wird man Geiger in Genf verzeihen. Gibt es indes 6 Tage später in Luzern keine Punkte, droht das «Mittelfinger-Gefühl» beim SFC ein chronisches zu werden.
Sendebezug: SRF zwei, Super League – Goool, 27.10.2019, 18 Uhr