Bis auf seinen einjährigen Abstecher zu Nottingham lebt und spielt Remo Freuler seit 8 Jahren in Italien. Kein Wunder ist das Interesse am 32-Jährigen gross vor dem EM-Achtelfinal zwischen der Schweiz und Italien. Am Mittwoch sind gleich mehrere Medien aus dem «Bel paese» nach Stuttgart angereist, um den Worten Freulers zu lauschen.
Was er sagt, schmeichelt Italien. Die «Squadra Azzurra» habe sich in einer schwierigen Gruppe durchgesetzt. Dass es gegen Kroatien erst auf den letzten Drücker gelang, wertet er nicht als Glück, sondern als «gutes Zeichen» für den Gegner. «Wenn man bis zum letzten Moment an den Erfolg glaubt, sagt das viel über das Team aus. Italien hat einen guten Charakter, ist eine grosse Mannschaft und stirbt nie!», wählt er in perfektem Italienisch markige Worte.
Frankreich-Spiel im Kopf
So verwundert es denn nicht, dass der Zürcher die Favoritenrolle nicht übernehmen will. Selbst wenn die Nati auf dem Papier die bessere Vorrunde absolviert hat als der amtierende Europameister, «ist Italien einfach Italien. Für uns ist es ok, wenn wir nicht Favorit sind. Angst haben wir aber keine.»
Freuler wird im Achtelfinal bereits seine 71. Partie im Nationaltrikot absolvieren, womit er mit Alfred Bickel gleichziehen und in die Top 25 einziehen wird. «Man denkt mit 32 Jahren schon auch daran, dass solche Chancen nicht mehr so oft kommen werden», gibt er zu. Er habe noch immer die Bilder vom Exploit gegen Frankreich an der EURO 2021 im Kopf. «Solche Sachen will man natürlich wiederholen.»
Immer durchgesetzt
Nur schon die Zahl seiner Länderspiele zeigt die Wichtigkeit im Team an. Als Nebenmann von Captain Granit Xhaka ist Freuler, der in der Öffentlichkeit immer wieder unterschätzt wird, unverzichtbar. «Ich kenne meine Qualitäten und weiss, was ich dem Team geben kann. Ich bin mir nicht zu schade, auch mal 1, 2 Meter mehr zu machen.»
Es sind Worte wie diese, die Freulers Einstellung verdeutlichen. Bei all seinen Stationen – mit Ausnahme der unglücklichen Zeit bei Nottingham – konnte sich der Routinier durchsetzen. Zunächst beim FC Luzern, danach während 6 Jahren bei Atalanta und in dieser Saison gemeinsam mit den Nati-Kollegen Michel Aebischer und Dan Ndoye in Bologna, wo sensationell die Champions League erreicht wurde.
Duell mit Calafiori entfällt
Kein Wunder hat Italien einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen. «Das wird keine normale Partie für mich. Italien ist mir sehr ans Herz gewachsen. Aber im Achtelfinal ist für meine Liebe zu Italien kein Platz.»
Apropos Bologna: Auch die Italiener verfügen in ihren Reihen über einen Spieler dieses Klubs. Doch Riccardo Calafiori verpasst nach einer gelben Karte gegen Kroatien den Achtelfinal. «Es tut mir natürlich leid für ihn, ich hätte mich gefreut, gegen ihn zu spielen», zeigt der Schweizer Mitgefühl. Gleichzeitig stört Freuler der Fokus auf Bologna, denn «es spielt nicht Bologna gegen Italien, sondern die Schweiz».