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2 Schwestern, 16 Medaillen Die Kambundji-Schwestern und die Leichtathletik-Revolution

Mujinga Kambundji hat das Selbstverständnis in der Schweizer Leichtathletik auf ein neues Niveau gehoben. Und Schwester Ditaji könnte noch einen Schritt weiter gehen.

Mujinga Kambundji, 32 Jahre, 11 Medaillen an Welt- und Europameisterschaften in den Sprint-«Königsdisziplinen», zuletzt Gold an der Hallen-WM über 60 Meter.

Ditaji Kambundji, 22 Jahre, 5 Medaillen an WM und EM im Hürdensprint, zuletzt WM-Silber über 60 m Hürden.

Nie hatte die Schweiz eine erfolgreichere Leichtathletik-Familie. Die schnellen Bernerinnen verzücken die Nation mit ihren besten Läufen «auf den Punkt», also wenn es um die Medaillen geht. «Ich freue mich immer auf den Moment, wenn der Druck am höchsten ist», sagte Ditaji im «Sportpanorama». «Denn dann ist auch die Chance, etwas gut zu machen, am höchsten.»

Die jüngsten Traumläufe

Schlüsselmoment an der Heim-EM

Grosse Erfolge auf den Tartanbahnen der Welt haben beide gefeiert, der Weg dorthin war aber ganz unterschiedlich, Mujinga benötigte länger um durchzustarten. «Für mich hat es an der EM 2014 in Zürich angefangen, als ich erstmals den Final über 100 und 200 Meter erreichte. Ich dachte mir: Okay, vielleicht kann ich wirklich eine Medaille holen.»

Damals habe es die heutige Dichte im Schweizer Team nicht gegeben. «Darum haben wir auch weniger geträumt.» Ein weiterer Grund für das vergleichsweise «Spätzünden»: Mujinga professionalisierte ihr Umfeld in einem höheren Alter als dies die zehn Jahre jüngere Schwester tat.

2016 war es soweit. Mit 24 gewann Mujinga Kambundji EM-Bronze über 100 Meter. Danach «fielen» die Medaillen fast jährlich wie reife Früchte, gleichzeitig verbesserte sie ihre Bestzeiten auf den drei Sprintstrecken (60, 100, 200 m).

Ballon und Rakete

Ditaji gewann ihre erste EM-Medaille bereits als 20-Jährige. Inzwischen reist sie mit dem klaren Ziel an Titelkämpfe, Edelmetall zu gewinnen. «Ich habe bei meiner Schwester gesehen, was möglich ist. Wenn wir an einen Grossanlass gehen, wollen wir nicht nur mitmachen. Wir dürfen selbstbewusst sein und sagen: ‹Ich möchte gerne eine Medaille holen›».

«Du brauchst nicht auf den Ballon zu warten, du kannst die Rakete nehmen», soll Mujinga ihrer jüngeren Schwester einst gesagt haben. «Ich musste meinen Weg finden, mein Team zusammenbauen», sagt Mujinga zur Erklärung. «Sie kann vieles davon mitnehmen und einige meiner Schritte überspringen.»

Nahe am Weltrekord

Mujinga Kambundji ist nach Einschätzung des einstigen Marathon-Europameisters Viktor Röthlin die «grösste Schweizer Leichtathletin aller Zeiten». Für wie lange wird sie es bleiben? Ditaji hat dank der Vorarbeit ihrer Schwester das Potenzial, sie dereinst abzulösen.

An der Hallen-EM lief sie einen phänomenalen Europarekord und blieb nur zwei Hundertstel über dem Weltrekord. «Ich darf mir zutrauen, diesen in Zukunft zu brechen», sagt die 22-Jährige. Das wäre nochmals ein Quantensprung im Selbstverständnis der Schweizer Leichtathletik.

SRF zwei, Sportpanorama, 30.3.2025, 18:00 Uhr ; 

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