Nach dem Zieleinlauf fiel Roger Bannister erschöpft in die Arme seiner Pfleger. Der Brite hatte gerade Historisches geschafft und an diesem kalten, regnerischen 6. Mai 1954 die erste Meilenzeit der Leichtathletik unter vier Minuten geschafft (3:59,4).
Der damals 24-jährige Medizinstudent, der später als Arzt Karriere machte, wurde für seine epochale Leistung auf der 1609,35 m langen Distanz von der englischen Königin Elizabeth II. geadelt. Doch sein Rekord hielt nur 46 Tage – der Australier John Landy verbesserte ihn im finnischen Turku auf 3:58,0 Minuten. Und Bannister ahnte, dass die Entwicklung immer rasanter fortschreiten würde.
Meilenstein wie Everest-Besteigung
«Meine Generation wird noch erleben, dass einer unter 3:45 läuft», prophezeite der 1,87 m lange Laufästhet schon 1964. 45 Jahre nach seiner Bestmarke erfüllte der Marokkaner Hicham El Guerrouj mit seinen 3:43,13 Minuten 1999 in Rom die Prognose des Briten.
Bannister, von seiner Art her zurückhaltend und sensibel, hatte viele Talente. Er war ein grosser Musikfreund, der mit Vorliebe Klavier spielte. Bannister schrieb auch Gedichte und Kurzgeschichten – aber vor allem Sportgeschichte. Seine Leistung wurde damals in der britischen Öffentlichkeit verglichen mit der Erstbesteigung des Mount Everest.