Die Schweiz und auch die Schweizer Flagge behagen Dominic Lobalu. Wie schon nach dem Bronzelauf über 5000 m absolvierte er im Stadio Olimpico von Rom den ganzen Medien-Parcours in die Fahne eingehüllt. Diese hatte er nach dem Sieg im Endspurt des 10'000-m-Rennens an der Leichtathletik-EM zugeworfen erhalten.
Die Schweiz ist das richtige Land für mich.
«Ich bin sehr zufrieden, ich danke der Schweiz», sagte er immer wieder. Wohl auch, weil er zwar schon ordentlich deutsch spricht, aber noch nicht alle Fragen versteht. Der im Südsudan geborene Läufer setzte mehr zu einer Dankesrede an, als dass er ein Siegerinterview gab. «Die Schweiz ist das richtige Land für mich. Viele Leute haben mir geholfen, ich danke dem Verband. Swiss Athletics hat für mich gekämpft. Und auch das Schweizer Publikum hier feuert mich an», betonte er.
Gut «gekickt» ist halb gewonnen
Auf den Rennverlauf ging Lobalu nicht gross ein. Er hätte sich wohl ein schnelleres Rennen gewünscht. Aber er habe die Nerven nicht verloren: «Die letzten fünf Runden waren schon sehr hart. Aber ich habe mich auf die letzten 400 m konzentriert. Dort konnte ich alles geben, so wie wir es auch trainiert haben.»
Tatsächlich hatte Trainer Markus Hagmann ein taktisches Rennen vorausgesehen und den Fokus entsprechend auf die Schlussphase gelegt. «Ein EM-Rennen ist anders als in der Diamond League, wo nur der Motor stimmen muss. Hier muss man wechseln können, aufpassen und vor allem ‹kicken›.»
Die Medaillen werden mir Energie und Motivation geben – jeden Tag.
Das gelang Lobalu vorzüglich, er vermochte die Schraube im entscheidenden Moment noch einmal anzuziehen und machte auf der Zielgeraden alles klar. «600 Meter vor dem Ziel war ich noch nicht so sicher, ob er einfach spielt. Er sah locker aus. Aber als er aus der Schlusskurve kam und beschleunigte, wusste ich: Jetzt reicht es», so Hagmann.
Die Freigabe für die Titelkämpfe in Rom hatte Lobalu erst Mitte Mai erhalten. Nun reist er mit zwei Medaillen im Gepäck in die Schweiz zurück. Das Edelmetall will er nicht irgendwo verstauen, sondern gut sichtbar aufbewahren. «Die Medaillen werden mir Energie und Motivation geben – jeden Tag».