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Mumenthaler und Reais sorgen für Schweizer Märchen über 200 m
Aus Sportflash vom 10.06.2024.
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Leichtathletik-EM in Rom Business Call des «Geparden»: EM-Gold reicht Mumenthaler nicht

Timothé Mumenthaler überrascht in Rom über 200 m alle – auch sich selbst. Sein Hunger nach mehr ist gross.

Aus Schweizer Sicht gab es im Vorfeld der Leichtathletik-EM in Rom etliche Medaillenkandidaten. Er gehörte bei den wenigsten dazu: Timothé Mumenthaler. Doch spätestens nach seinem überragenden Goldlauf über 200 m weiss die Leichtathletik-Welt, wozu der Bronzemedaillen-Gewinner der letztjährigen U23-EM in der Lage ist.

Es ist bezeichnend für den Coup: «Wer ist Timothé Mumenthaler?», lautet die erste Frage, die der Überraschungs-Europameister über 200 m in der Medienrunde zu beantworten hat. Er sagt: «Ich habe einen Hunger nach grossen Events, ich liebe die grossen Chancen, ich habe Ambitionen, ich will die Leute inspirieren.»

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Mumenthaler: «Ich bin glücklich und überrascht»
Aus Sport-Clip vom 10.06.2024.
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Angriff auf den Schweizer Rekord

Der Hunger des 21-jährigen 200-m-Spezialisten ist indes noch lange nicht gestillt. Aus der Kombination aus Training und Potenzial könnten durchaus noch schnellere Zeiten entstehen. 20,28 s lief Mumenthaler in Rom, sein Ziel für die nächsten Jahre sei, den Schweizer Rekord anzugreifen. Dieser liegt bei 19,98 s und gehört aktuell Alex Wilson.

Dass der angehende EPFL-Ingenieur im Kopf für Grosstaten bereit ist, stellte er bereits beim Einlauf ins Stadion dar. Mumenthaler imitierte mit der Hand einen Telefonanruf. Mit dieser Geste habe er sich mental nochmals einen Kick gegeben. «Es war ein ‹business call› an mich selber, der mich daran erinnern sollte, die Arbeit abzuliefern. Life is a business. Sport is a business. Just do it!»

Im Sprint werde ich zur Bestie, zum Gepard, der die Gazelle jagt.
Autor: Timothé Mumenthaler

Und nach dem Goldlauf auf der Aussenbahn schrie er in die Kamera «Money Time!» Frei übersetzt: Ich habe geliefert, zückt bitte die Scheckkarte. Im Bauch des Stadio Olimpico zeigte er dann weniger Emotionen, keine Allüren, wirkte gefasst und gestand: «Gold hatte ich nicht auf der Rechnung. Eine Medaille wollte ich aber schon.»

Zum Durchbruch verhalf ihm in den letzten 3 Jahren Coach Kevin Widmer, einst Schweizer Rekordhalter über 200 m. «Ich habe einen natürlichen Laufstil. Kevin zeigt mir Wege, um diesen zu bewahren, obwohl ich im Sprint zur Bestie werde, zum Gepard, der die Gazelle jagt.» Widmer wiederum meint über seinen Protegé: «Er ist verrückt, er will immer das Beste erreichen. Seine Ziele haben sich stetig gesteigert, erst wollte er den Final-Einzug, dann eine Medaille, schliesslich Gold.»

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Widmer: «Es ist sein Charakter, er ist ein Perfektionist» (frz.)
Aus Sport-Clip vom 11.06.2024.
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Die Zusammenarbeit werde dadurch nicht verändert, jedoch sei der Gold-Coup bestimmt eine grosse Motivation – auch für die anderen Athleten im Team. Dass Mumenthaler überglücklich, aber nicht komplett zufrieden gewesen sei, liege in dessen Natur: «Er ist ein Perfektionist und hatte die Olympia-Limite im Hinterkopf.» Zu dieser fehlten dem Europameister 12 Hundertstel.

Dank Mumenthaler und Reais besser als 1969

Erstmals seit 1969 in Athen standen am Montagabend in Rom 2 Schweizer an einer EM im Final über 200 m. Damals gewann Philippe Clerc auch Gold, Hansruedi Widmer schaffte es nicht aufs Podest. William Reais im Jahr 2024 hingegen schon. In einem Rennen, das als offen galt, sprintete er zu Bronze. «Ich bin einfach gelaufen. Ich habe abgeschaltet, kann mich an nichts mehr erinnern, habe nur Timothé auf der 1 gesehen.»

Für Mumenthaler war das Schweizer Doppel-Podest ebenso eine spezielle Geschichte. «Ich glaube, das gibt es nur selten», meinte er im Interview nach dem Sieg. Was künftig hingegen keine Seltenheit bleiben soll, sind Top-Ergebnisse des «Geparden».

SRF zwei, Sportlive, 10.06.2024, 19:20 Uhr ; 

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