Dutzende Leichtathletinnen und Leichtathleten haben eine Corona-Infektion von der Hallen-EM Anfang März in Torun nach Hause mitgebracht. Eine einzige und angeblich hochsichere Grossveranstaltung schickt das Virus quer durch Europa – ein Schreckensszenario, das auch Schlimmes für die Olympischen Spiele befürchten lässt.
Aber was sind schon diese paar positiven Fälle angesichts der Tausenden von Tests, die wir durchgeführt haben?
«Wir haben einen sicheren Event mit über 700 Athleten aus 47 Nationen abgeliefert. Wir haben gezeigt, was in Zeiten einer Pandemie möglich ist», hatte Dobromir Karamarinow, Interims-Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes, noch eine knappe Woche nach dem Abschluss der Titelkämpfe (4. bis 7. März) verkündet.
«Bei so vielen Athleten und noch mehr Offiziellen ist es natürlich möglich, dass es positive Tests gibt. Aber was sind schon diese paar positiven Fälle angesichts der Tausenden von Tests, die wir durchgeführt haben?»
Die Fallzahlen steigen auf über 50
Mittlerweile fliegen die Fälle Karamarinows Verband und den Veranstaltern um die Ohren. Anderthalb Wochen nach EM-Abschluss lassen täglich neue Medizin-Bulletins beteiligter Nationen darauf schliessen, dass in Torun etwas schiefgelaufen ist – oder dass eben ein «Superspreader» gezeigt hat, wie schnell aus einem Sportevent ein Hotspot werden kann.
Italien meldete 15 Fälle, Grossbritannien 10, die Niederlande 8, Deutschland deren 7. Insgesamt waren am Donnerstagmittag mehr als 50 Infektionen aktenkundig. Die 23-köpfige Schweizer Delegation ist nicht betroffen. Swiss Athletics schreibt auf Anfrage von SRF Sport: «Stand heute ist kein positiver Fall aus unserer Delegation bekannt.»
Was heisst das für Tokio?
Was die Erfahrungen von der Hallen-EM zum Beispiel für die Olympischen Spiele in Tokio bedeuten könnten, wird nun die ganz hohe Sportpolitik ebenso wie die Experten umtreiben. Denn anders als in Torun werden in Japan nicht 700 Sportler aus 47 Nationen zusammenkommen, sondern mehr als 10'000 aus rund 200 Ländern.
Die Befürchtung, dass der Hallensport, der auch in Tokio einen grossen Teil der Disziplinen ausmacht, ungleich gefährdeter ist als die Freiluftvarianten, scheint auf der Hand zu liegen. Ein weltweites Sportereignis könnte da zum Spiel mit dem Feuer werden.