Vor über 30 Jahren war die Schweiz noch so etwas wie eine Kugelstossnation. Werner Günthör gewann zwischen 1986 und 1993 drei Mal WM-Gold, wurde Europameister und holte in Seoul Olympia-Bronze. Der Erfolg des Thurgauers wirkte sich jedoch nicht nachhaltig aus. Nach dem Rücktritt von «Kugel-Werni» blieben weitere Schweizer Erfolge aus.
An den Europameisterschaften ist die Schweiz dank Miryam Mazenauer nach langer Zeit wieder im Kugelstoss-Wettbewerb vertreten. Die 24-Jährige sicherte sich einen Startplatz dank dem World Ranking. «Voller Vorfreude» ist die ausgebildete Primarlehrerin vor ihrer EM-Feuertaufe. «Ich habe mir im letzten Jahr die EM-Teilnahme als Ziel gesetzt. Dass ich dies erreicht habe, ist mega cool», so Mazenauer.
Nummer 2 der ewigen Bestenliste
Auf ihrem Weg an die Spitze hat Mazenauer im letzten Jahr ihre Zelte in der Ostschweiz abgebrochen und ist nach Stuttgart gezogen. Im Mekka der Kugelstösser und Diskuswerfer konnte die Athletin des TV Teufen schnell Fortschritte erzielen. «Ich habe vor allem im Kraftbereich und an Masse zulegen können. Diese ist im Kugelstossen essenziell.»
Die Zahlen bekräftigen Mazenauer in ihrem Entscheid. Im Mai dieses Jahres stiess sie die Kugel in Zug 16,83 Meter weit und egalisierte ihre Bestleistung kurz darauf in St. Gallen. In der ewigen Schweizer Bestenliste belegt sie damit den 2. Platz. Nur Rekordhalterin Ursula Stäheli liegt mit 18,02 m (1988) noch vor der aufstrebenden Appenzellerin.
Trotz grossen Fortschritts wird Mazenauer mit Weiten in dieser Grössenordnung in Rom (noch) nicht im Kampf um die Medaillen mitreden können. Dennoch hat sie eine klare Vorstellung, in welchem Fall sie auf eine gelungene EM zurückblicken könnte. Wenn sie die Leistungen aus dem Training im Wettkampf abrufen kann, wäre das «gut». «Wenn es leistungsmässig noch darüber geht, wäre es ein sehr guter Wettkampf gewesen.»