Gut einen Monat ist es her, da sorgten die Staffeln in der Schweizer Leichtathletik für Jubel. An den World Relays auf den Bahamas qualifizierten sich mit den beiden Frauenstaffeln über 4x400 m und 4x100 m sowie der Mixed-Staffel über 4x400 m gleich drei Equipen für die Olympischen Spiele in Paris.
Die 4x100 m-Staffel der Männer verpasste die Qualifikation auf der Karibikinsel denkbar knapp um fünf Tausendstelsekunden.
Erstmals drei Staffeln an Olympia
Dreimal (1952 in Helsinki, 1960 in Rom und 2021 in Tokio) starteten jeweils zwei Staffeln unter den olympischen Ringen, drei waren es noch nie. Und die Männerstaffel über 4x100 m hat noch bis zu den Schweizer Meisterschaften Ende Monat in Winterthur Zeit, sich das Ticket für Paris doch noch zu sichern.
Allerdings muss das Quartett dafür den Schweizer Rekord von 38,36 Sekunden unterbieten. Eine Marke, die seit der EM 2022 in München Gültigkeit hat.
Erste EM-Medaille in der Staffel seit 1962?
An der EM in Rom bietet sich nun die nächste Chance, sich über die Zeit in Position zu bringen, einen der beiden verbliebenen Startplätze zu ergattern. Am Dienstag stehen die Vorläufe an.
Swiss Athletics ist mit je einer Frauen- und Männerstaffel sowohl über 4x100 m als auch über 4x400 m am Start. Auf den Mixed-Wettkampf, der am Freitagabend stattgefunden hätte, wurde verzichtet.
Doch nicht nur das mögliche Olympia-Ticket beschäftigt die Schweizer Staffel-Delegation, sondern sie will im Stadio Olimpico von Rom auch auf europäischer Bühne für Aufsehen sorgen. Beispielsweise mit der ersten EM-Medaille in einem Staffelwettkampf seit 1962.
Team- statt Einzelsportart
Swiss-Athletics-Leistungssportchef Philipp Bandi erwähnt die Faszination der Staffelwettbewerbe – dass eine eigentliche Einzelsportart zur Team-Sportart wird und ergo plötzlich ganz andere Faktoren als nur die besten Zeiten entscheidend sein könnten. Nicht alle Läuferinnen und Läufer seien für jede der vier Positionen gleich gut geeignet. Was in die Staffelwettbewerbe ein eigenes taktisches Element hereinbringe.
An den World Relays auf den Bahamas nahmen viele Teams vom ersten zum zweiten Wettkampftag Wechsel vor und reagierten auch auf die Aufstellungen der gegnerischen Teams.
Die Ersatzläuferinnen und Ersatzläufer haben eine extrem wichtige Rolle
Wie gut Athletinnen und Athleten damit umgehen können, wenn sie einmal nicht laufen dürfen und zuschauen müssen, ist für Bandi ein wesentliches Puzzleteil für den Erfolg. «Die Ersatzläuferinnen und Ersatzläufer haben eine extrem wichtige Rolle», sagt Bandi, wobei es nicht für alle gleich einfach sei, sich mit so einer Rolle abzufinden.
Gerade bei der 4x100 m Staffel der Frauen, die Bandi nach den zahlreichen Erfolgen als die «Leuchtturmstaffel» bezeichnet, sei die Leistungsdichte so hoch, dass etwa neun Läuferinnen für die vier Startplätze in Frage kommen könnten.