9 Medaillen in Rom, davon 4 goldene, Platz 5 im Medaillenspiegel: Der Aufwärtstrend in der Schweizer Leichtathletik geht immer weiter. München 2022 mit 6 Medaillen, 14 Top-8-Klassierungen und Platz 12 im Medaillenspiegel schien nur schwer zu übertreffen. Zwei Jahre später sieht alles noch viel besser aus.
Die Titelkämpfe im Stadio Olimpico boten einige Premieren: Erstmals 4 Einzel-Titel (bislang nie mehr als einer), erstmals 2 Medaillen in einer Disziplin (200 m Männer mit Timothé Mumenthaler und William Reais), erstmals eine erfolgreiche Titelverteidigung (Mujinga Kambundji über 200 m).
Scouting funktioniert
«In Helsinki 2012 hatten wir 20 Teilnehmer und gerade einmal 3 Finalplätze. Jetzt sind wir bei 9 Medaillen, 18 Finalplätzen und 60 Teilnehmern. Die Zahlen sagen alles», freut sich Philipp Bandi, Leistungssport-Chef von Swiss Athletics.
Der Berner betont, dass die in Rom erfolgreichen Athletinnen und Athleten fast ausnahmslos in einem der zahlreichen Nachwuchsprogramme wie dem UBS-Kids-Cup entdeckt wurden. Das Scouting von Swiss Athletics funktioniert. Die Zahl der Einsteigerinnen und Einsteiger in die Leichtathletik ist nicht viel höher als früher, aber die Dichte an Talenten hat massiv zugenommen.
Winnertypen bilden sich früh heraus
Die neue Generation, so Bandi, habe das Gewinnen gelernt. Fast alle, die in Rom auf dem Podest standen, haben dies auch schon in den Nachwuchs-Kategorien geschafft. Angelica Moser gewann als Jugendliche sogar sechsmal Gold, auch William Reais war U23-Europameister oder Timothé Mumenthaler Dritter auf dieser Stufe.
Ditaji Kambundji siegte an U20- und U23-Europameisterschaften, Jason Joseph ebenfalls, Simon Ehammer war einst U23-Europameister im Weitsprung und U20-Weltmeister im Mehrkampf. Mujinga Kambundji gewann als 17-Jährige Silber an einem Olympischen Jugendfestival.
Swiss Athletics in beratender Funktion
Das Fördersystem Schweiz lasse ganz verschiedene Wege zu, sagt Bandi. Man reisse als Verband die Klubs und die kleinen Zellen nicht auseinander. Swiss Athletics stelle primär Mittel für den Leistungssport bereit, professionalisiere die Trainer, fördere den Austausch unter ihnen oder unterstütze die Aktiven individuell oder in Trainingsgruppen.
Nun gelte es, die Professionalisierung weiter voranzutreiben. Luft nach oben gibt es: Man strebe etwa an, mehr Trainer zur Verfügung zu haben, die nicht nur am Abend, sondern auch tagsüber mit ihren Schützlingen arbeiten können.
Wir werden alles daran setzen, dass wir diese Leistungen bestätigen können.
Die Aussichten sind allerdings schon jetzt rosig. Dies begründet Bandi mit dem Verweis auf die Altersstruktur: Ehammer, Annik Kälin, Mumenthaler, Reais, Joseph, Ditaji Kambundji oder Dominic Lobalu sind alle jung und dürften noch zwei Olympia-Zyklen vor sich haben.
In zwei Jahren findet in Birmingham die nächste EM statt. «Wir haben nun positiven Druck und werden alles daran setzen, dass wir diese Leistungen bestätigen können. Diese Challenge nehmen wir gerne an», so Bandi.